Sonniger Morgen – es ist warm im Atelier. Ich schaue auf ein kleines Transparentpapierformat, das ich gestern aus mehreren Schichten anfertigte. Es besteht aus 3 ovalen Samen einer mir fremden Pflanze, Schellack und Tusche. Gerade bin ich dabei, noch eine Figurenzeichnung als weitere Schicht hinzu zu nehmen. Zwischen zwei Passepartouts soll es so eingepasst werden, dass es Licht von hinten bekommt. Im oberen Drittel befindet sich eine horizontale Doppelfaltung, die entstand, um die Höhe des Formats zu verringern, damit es besser im Rahmen sitzt. Auf diesem zusätzlichen Gestaltungselement kann ich nun das Datum und die Signatur unterbringen.
Langsam und vorsichtig verdichtete ich die Figurensequenz auf Rolle 8 weiter. Ich achte genau darauf, das ich den richtigen Zeitpunkt für das Ende der Arbeit finde. Das kommt, wenn sich das Gleichgewicht zwischen der zeichnerischen Verdunklung und der leuchtenden Erzählung aus zusammengefügten Fragmenten einstellt.
Vinzenz Reinecke schickte mir mehrere Fotos von einer Aktion, während der, nun schon zum zweiten Mal, auf einen schönen glatten Marmorblock geschossen wurde. Dazu benutzte er auf einem polnischen Schießplatz eine großkalibrige Waffe, mit der ansonsten Hubschrauber abgeschossen werden. Der zerborstene Block erzählt viel von Unschuld und Gewalt.