2 Hoffnungsschimmer

Die Linien der Buchstaben bilden mit ihrer Rhythmik von Bögen, Anstrichen und Punkten eine weitere fließende Schicht. Mit einer gewissen Vorfreude setze ich den ersten Bogen von einem großen „S“ an. Die Schwünge setzten zwei Mikroglücksempfindungen frei, wie auf einer weit schwingenden Pass-Straße. Das große „W“ führt, trotz seiner Zacken, in den Himmel. Ich bin froh, wenn ich es hinter mir habe. So ließe sich Wort für Wort eine Wegbeschreibung anfertigen. Aber die Zeilen von Sina sind gestern und heute fast vollständig von wichtigtuerischen Farbwolken aufgegessen worden. Kein Wort mehr!

Ich bin nicht ganz bei der Sache, sehne mich nach anderen Umgebungen, anderen Prioritäten. Müdigkeit kommt in all der Kontinuität auf, Abschweifen, andere Gegenstände werden wichtig und verändern die Wahrnehmung. Die zwei dunkel leuchtenden, in der Collage bereits nicht mehr vorhandenen, senkrechten Karminlinien in 2, die die olivgrüne Wolke zerschneiden, sind zwei Hoffnungsschimmer.

Auf einem Spaziergang im Hintertaunus sahen wir gestern zwei eng beieinander stehende Eichen, deren Kronen sich nicht durchdrangen. Kein Ast ragte hinüber zur Nachbarin, als wollten sie diese Nähe meiden. In einem Redefluss trabten Reiterinnen auf zottigen Islandpferden vorüber. Einen Teil des Grundes, auf dem wir gingen, bestand aus Pferdeäppeln in unterschiedlichen Verwitterungszuständen.