Abschwächung

Wieder Reliefmalerei Nummer 11. Die Nummer 10, deren Abguss etwas fehlerhaft war, habe ich weiß grundiert und die Fehlstellen mit der Grundierung etwas zugestrichen.

Die steten Fragestellungen innerhalb der Malerei langweilen mich manchmal. Die Kriterien von Gleichgewicht, Spannung und Vermeidung von Dekorativem, interessieren mich nicht mehr so brennend. Die Freude an der Lasurmalerei meiner Jugend, kommt nur abgeschwächt zurück.

Vielleicht sollte ich eine Pause machen.

Jetzt aber, trotz dieser Flaute weiterzumachen, könnte dahin führen, wieder etwas Neues zu entdecken. In dieser Hoffnung mache ich immer wieder weiter!

Die Sorge, dass ich für die nächsten Monate zu viele Projekte auf die Schiene gesetzt habe, könnte sich als nichtig erweisen, wenn mich die Abwechslung zwischen den verschiedenen Themen wach hält und sie sich einander ergänzen.

Dunkle Fläche

Innerhalb der Reliefmalerei gestern begann ich manche Vorgänge zu verkürzen. So trug ich beispielsweise die erste Schellackschicht mit einer Schaumgummiwalze auf. Dadurch entsteht eine fleckigere Struktur, wodurch die klar gezeichneten Linien an Präsenz verlieren.

Diese Tafel, die ich nun bearbeite, hat die Nummer 11 und sitzt in der oberen rechten Ecke des Gesamtformates. Es handelt sich um eine ganz dunkle Fläche mit nur einem kleinen hellen Punkt. Die Möglichkeiten malerisch zu agieren vermehren sich dadurch zunächst. Ich könnte die konzeptionelle Form der derzeitigen Buchmalereien, die heute allerdings schon wieder aufgeweicht wurde; dort auftreten lassen.

So arbeitete ich gestern bis in den Abend und kümmerte mich danach noch um die Gärtchen. Es ist die Zeit, in der alles, so es mit genügend Wasser versorgt ist, wuchert. Irgendwann, vor ein paar Jahren, schnitt ich eine Nische in einen großen Strauch eines Buschwindröschens, in die ich einen Stuhl stellte. Regelmäßig wächst sie etwas zu, und ich muss sie dann wieder freischneiden. Das Material zerkleinere ich mit der Gartenschere, wodurch es sich gut zum Kompostieren eignet. Danach kann man es in den Boden einarbeiten, der ja auf dem Beton knapp ist.

Stare | Maschinen | Konzeptmalerei

Eine kleine Schar aufmerksamer Stare besuchte in meinem Gärtchen den alten Waschzuber, um zwischen den Seerosen zu trinken.

Im Kunstverein sahen wir die Ausstellung „Empathische Systeme“. Die Strandbeests von dem Holländer Theo Jansen durfte man sogar bewegen. Es sind außerordentlich stabile Konstruktionen, die da vom Wind in Bewegung gesetzt werden, wie laufende Tiere.

Die Frage von Takayuki Todo, ob man emotionale Beziehungen zu Maschinen haben kann, beantwortet sich in der Begegnung mit einer humanoiden Konstruktion, die scheinbar mitfühlend auf unseren Blick reagiert. Schnell ist die Erkenntnis, dass es sich um eine Maschine handelt, unwichtig. Der Wunsch nach einer Verbindung tritt in den Vordergrund.

Yves Netzhammer überzeugte mich insbesondere mit seinen Zeichnungen, die er ausschließlich am Computer herstellt.

Die reduzierten Buchmalereien, die sich in eine konzeptionelle Richtung entwickeln, habe ich fortgeführt. Durch ihre Verbindung zu der Bemalung der Reliefs, gerate ich nun in den Zwiespalt, dieses erste vollständige Exemplar des Väterdoppelportraits, im begonnen Stil zu Ende zu malen, oder Einflüsse der neuen Arbeiten zuzulassen.

Das Konzeptionelle

Während der morgendlichen Buchmalerei verschaffte sich das Konzeptionelle einen Raum, dessen Ausweitung mich in neue Gefilde führen könnte. Dabei tritt das Dekorative, dem schnell eine zu große Rolle zukommt, mehr in den Hintergrund.

Das Konzept entsteht während der Arbeit. In der Collage oben, schiebt sich der dunkle Schweif eines kristallinen Meteors vor einen der Planeten des Scherbengerichts. Normalerweise hätte ich an dieser Stelle weitergearbeitet. Heute aber glaubte ich, das die Gesten der Frottage, des Handballenstempels und seinen Verwischungen schon genügten.

Das Konzept schwebte vage (der schönste Zustand des Arbeitens) und gewann erst durch das Schreiben Boden unter den Füßen.

Gestern stellte ich Pappmache her und formte das 10. Relief noch einmal ab, weil das vorangegangene Exemplar zu fehlerhaft war. Bei den derzeit herrschenden Temperaturen wird es wahrscheinlich schnell trocknen. Dann grundiere ich es mit kreisenden Bewegungen, die sich in den Graphitschraffuren abbilden werden. Dann beginnt die Malerei erneut.

Leuchten

Kein Gedanke an die Reliefs bei den Buchmalereien an diesem Morgen. Gestern aber arbeitete ich daran und komme langsam voran. Es kommt mir langsam vor, geht aber viel schneller als das Modellieren. Manchmal beginnt ein Leuchten.

Am Zeichentisch sank die Temperatur auf 30°C, nachdem ich das Rolltor und die Stahltür geöffnet hatte. Der leichte Luftzug streift die Stille über den Bildern.

Am Morgen setzte ich wieder das Gärtchen, das einen kühlen Korridor zwischen den Betonflächen und dem Atelier bildet, unter Wasser, was den lindernden Effekt verstärkt. Die zehn Meter Dschungel breiten sich zunehmend verflochten aus, spenden auch Sichtschatten.

Es wimmelt von Insekten in meinem Reich, von denen ich nie hörte und sah. Scheu sitzen die Ringeltauben am Rand des Geschehens und warten darauf, sich ungestört auf den oberen gerundeten Wulst der Zinkwanne zu setzen, um zwischen dem Lotus zu nippen.

Dschungelartig

Während der Buchmalereien denke ich schon an die Bemalung der Reliefs. Die einzelnen Splitter bekommen durchscheinende Farbklänge und jeder seine eigene Aufmerksamkeit. Das bezieht sich immer stärker auf die Buchmalereien, die sich ja mit denselben Strukturen befassen.

An den Wasserstellen in meinem Gärtchen herrscht viel Betrieb. Dort treffen sich Meisen, Spatzen und Gartenrotschwänzchen zum Baden, Ringeltauben und viele verschiedene Insekten zum Trinken.

Die jungen Eidechsen zeigen sich nun auch und sind sehr scheu und sehr schnell, damit sie von den Alten nicht gefressen werden.

Am Morgen stelle ich einen Wassernebel an verschiedene Stellen zwischen die Pflanzen, die sich dschungelartig verflechten.

Die Orientalinnen drehen draußen ihre Fahrradstundenrunden. Es ist heiß, und das ist anstrengend.

Gewaltdarstellung

Die Väterarbeit sollte ich mal Hans Zitko zeigen, der sich mit der Darstellung von Gewalt beschäftigt. Mir selbst ist es so, als hätte ich die Scherbengerichte in einen Prozess überführt, in dem sie umgedeutet werden können.

Ein Zeichen für diesen Vorgang, ist die Verwandlung der Splitter in eigene kleine, polierte Steine und die der Scherben in klingende Mosaiken.

Die Zeichen der Gewalt, die Rohrgeflechte, die sich in Gravitationsschwünge gewandelt haben, bilden die Struktur einer Loslösung durch Fliehkräfte.

Malereischichten

Die Collage ist heute aus einigen Schichten der letzten Tage zusammengesetzt. Weil ich unterwegs war, gingen die Buchmalereien von Vorgestern nicht auf eine Frottage einer Reliefform zurück, sondern auf Gravitationsschwünge, deren Schnittpunkte ich mit Linien verband. Die so entstandenen Flächen habe ich teilweise ausgeschnitten, um Durchblicke zu ermöglichen. Viele Versuche, die Malereien zu kombinieren verwarf ich. Probierte viel herum.

Die Orientalinnen lernen draußen in der Sonne das Radfahren. Alexander wartet auf eine Rechnung von mir und das Architekturmuseum auf eine Projektkonzeption. Aber immer drängen sich die Malereien, sowohl die in den Büchern, als auch die auf den Reliefs in der Vordergrund. Beide Formen der malerischen Auseinandersetzung gehen immer deutlicher Hand in Hand.

Das neunte Relief ist nun auch mit einer Schellackschicht untermalt. Heute Nachmittag beginne ich mit den anderen Farben.

Maß und Temperatur

Im Begriffsstudio las ich „am Strahl verflattert und versungen“. Das klingt nach „Tangled Up In Blue“.

Gestern malte ich am 9. Relief mit Preußischblau und Graphit. Heute weiter mit Schellack und dann kommen die Farben. Das geht alles sehr schnell, was mich immer noch erstaunt.

Ausgangspunkt für die heutigen Buchmalereien war eine Frottage aus dem Zentrum des Reliefs Nummer 8, die ich mit einem cadmiumgelben Stift machte. Die Linien blieben sehr verschwommen, weswegen ich sie mit den Farben und den Umrissen aus meinem Gefühl für Maß und Temperatur konkretisierte. Die folgenden zwei Formate entstanden mit der Handballendrucktechnik, mit der die Elemente hin und her wandern und mit der Hautstruktur angereichert werden. Mit ihr transportierte ich dann auch die gefundenen Formen zurück in die erste Malerei. Ich verwischte und sprang mit den Farbstiften und den Augen herum.

Immer mal haben ich dabei schon die Collage vor Augen, die dann folgt und nun oben zu sehen ist.

Kristallines Grün

Am Altkönig fand ich gestern einen Stein mit vielen Bergkristalleinschlüssen. Das passiert manchmal, wenn ich querwaldein gehe, wie gestern beim Abstieg. Ich erweiterte meine wöchentliche Wanderung, weil mir das Gehen und die Landschaft so gut taten. Dabei folgte ich der Ausstülpung der alten Keltenmauer, die hangabwärts nach Süden eine Quelle einschloss, die heute noch fließen soll. Gestern fand ich keinen Wasserlauf. Vielleicht werde ich aber im Winter fündig.

Im Gärtchen wusch ich den Stein und stellte ihn zu den anderen, auf denen sich platt die Mauereidechsen sonnen. Er sticht glänzend heraus.

Die Kristalle des Steines scheinen auch in die Frottagen und Collagen vorzudringen und einige herausgeschnittene Flächen lassen mich in eine banale Farbigkeit durchblicken. Das lasse ich zu, manchmal aus Bequemlichkeit oder aus der Erwartung des veränderten Rückblicks darauf, in ein paar Jahren.

Ich pflücke Rucola aus meinen Pflanzkästen und kaue darauf herum, um meine Geschmacksfähigkeit zu spüren. Das hilft mir, in der Malerei ein schärferes Grün zu finden, das geruchlos ist. Die Schärfe schmeckt eher kristallin. Ein kaltes, dunkles PHTHALOGRÜN folgt daraus. Verwässert, gefriert es gar.

Am Nachmittag:

MALEREI

Metallzungen | Begriffsstudio

An diesem Morgen geht es bunt im Atelier zu. Die Buchmalereien finden zu einer übermütigen Farbigkeit. Auch auf den Reliefs nehmen satte Töne zu. Das alles geschieht aber dort mit Lasuren, die die Farben darunter einbinden und nicht abdecken.

Natürlich geht es nun mit der Malerei schneller voran, als es beim Modellieren der Fall war. Dass ich aber auch in dieser neuen Phase zu einer ruhigen Kontinuität kommen kann, wie in der vorangegangenen Zeit, scheint realistisch zu sein. Dennoch ängstigt es etwas, wenn ich daran denke, dass ich in den nächsten Jahren so lange damit beschäftigt sein werde. Ich frage mich ob es mich wirklich so lange interessieren wird.

Auf dem Weg in Atelier finde ich manchmal Metallzungen der rotierenden Kehrmaschinenbürsten. Sie bestehen aus vibrierendem Stahl, den ich mit Federn oder Gewichten bestückt in Holzspalten meines Gesträuchs stecken kann. Dort schwingen sie dann in verschiedenen Rhythmen im Wind.

Eine Entdeckung und ein Vergnügen für mich ist das Begriffsstudio von Monika Rinck. Gestern erstmalig gesehen…

Zusammenwirken unterschiedlicher Techniken

Im Sinne der gestern formulierten Malweise arbeitete ich weiter und stellte fest, dass sich dieses vorsichtige Herangehen erst einmal bewährt und ausbaubar bleibt. Wenn ich das Konzept aber wieder zurück in die Erstellung der Buchmalereien bringe, kommt es leicht zu einem Rückschritt.

Die verschiedenen Arbeitsweisen lassen sich natürlich mit den unterschiedlichen Materialien nicht direkt übernehmen. Die Vervielfältigung einer Linie oder Fläche mit dem feuchten Handballen, lässt sich nicht auf die Malerei mit Graphit, Schellack und Ölfarben übertragen. Aber wenn dieser Vorgang wichtig ist, muss ich eine Möglichkeit finden, ihn zu verändern, um ihn für diese Maltechnik anzupassen.

Die variantenreiche Vervielfältigung von Splitterformen kommt auch in den Transparentpierrollen vor, ist dort entstanden.

Das zweite Reliefformat habe ich nun viel disziplinierter angelegt, so dass sich eine Entwicklung und Veränderung zwischen den beiden zeigt. Auch das ist in seinem Zusammenwirken produktiv und spannungsvoll.

Malerei | Scherbengerichte | Rammstein

Auch am Wochenende habe ich weitergemalt. Noch fühlt es sich nicht an, wie Arbeit. Die farbigen Frottagen wachsen schon in eine Phase hinein, die den Spassparcour verlässt. Das „Wachstum“ der kleinsten Teile dieser Arbeit, kann auch schmerzlich werden, wie in einem ernsten Spiel.

Innerhalb der Malerei des Väterprojektes, tendiere ich derzeit zu einer vorsichtigen Behandlung der Splitter, die sie wie Edelsteine aussehen lassen soll. Vor dem Format sitzend wende ich mich diesen kleinen Erhebungen einzeln zu, als benötigten sie für ihre Entwicklung eine ähnliche Arbeitsweise, wie ich sie bei den 4 Scherbengerichten vor zwei Jahren angewandt habe. Da zeichnete ich jede Scherbe einzeln auf einen Transparentpapierbogen, umgab ihren Umriss mit Schellack und mit einem Tuschering. So entstanden etwa 600 Blätter.

Auf einer Sachsenhäuser Terrasse beobachteten wir am vergangenen Sonntag eine entfernte Lichtinstallation, die unter Beteiligung eines donnernden Sounds die Wolken von unten beleuchtete und wie ein heraufziehendes Gewitter wirkte. Auf dem Heimweg teilten wir uns die S-Bahn mit tausenden Rammsteinfans, die vom Waldstadion nach Hause strömten. Das nahm ich zum Anlass, mich mit der Band zu beschäftigen. Dabei konnte ich feststellen, wie sich die martialisch-faschistoide Inszenierung mit einer linken Haltung verbindet. Dieses Phänomen ist ja nicht neu. Innerhalb der Bühnenshow werden die untersten Register menschlicher Instinkte gezogen. Mit dieser Masche füllen sie Stadien in der ganzen Welt, diese Ossis.

Schlendern

Manchmal genügt es mir einen Songanfang im Kopf zu haben, der dann mit mir durch die ganze Stadt geht, über die Alleen und sogar durch die Gespräche hindurch. Die Rätsel die sich in den Worten finden, halten die Spannung über einen langen Zeitraum:

Where the winds hit heavy on the borderline“.

Ich schlenderte vom Arzt nach Hause und traf auf dem Wochenmarkt den Sänger der Double Dylans, dem ich vom Stuttgarter Konzert erzählte, traf vorher einen Mann der Kisten mit Erde aufstellte, damit die Leute in den Häusern, draußen auf dem Grünstreifen der Allee, Gärten haben können. Die ganze Zeit aber klingt es in meinem Kopf.

In den Start meiner Tagebucharbeit platzte heute eine Stadtführung. Sie fragten freundlich, ob sie mal reinschauen könnten. Ich erklärte ihnen, nun schon routiniert, das Väterprojekt und entließ sie dann wieder.

Nun konnte ich beginnen, meine Arbeit zu machen.

Girl From The North Country

If you travelling to the north country, fair“, diesen Songanfang und die Zeilen, die auf ihn folgen, singe ich schon viele Tage vor mich hin. Und auf dem Stuttgarter Schlossplatz sang gestern diese Zeile und den ganzen dazugehörigen Song Bob Dylan selbst. Er spielte viele große Songs seines Lebens in einer gut gelaunten Art, manchmal gar mit einem Lächeln im Gesicht. Aber dieses „Girl From The Northcountry“ hat mich in seiner leisen, gefühlvollen Art sehr tief berührt. Er zeigte viel mehr Emotion als in den Konzerten, die ich zuvor sah und war seinem Publikum zugetan. Es spielte ein erlöster Mensch, entfernt von den Kraftanstrengungen der Kämpfe.

Architektur an ihren Rändern

Architektur an ihren Rändern. Das Thema ist einzufassen, d.h. zu begrenzen.

Inhalte und Werkzeuge liegen nahe beieinander. So kann die Extrusion inhaltlich im Vordergrund erscheinen, aber verschiedene Themenfelder mit einschließen. Die Grundrisse oder Areale, die für das Wachsen einer extrudierten Form notwendig sind, können unterschiedlichen Arbeitsvorgängen entspringen. Die Flächen können aus den Scherben des Väterprojektes entstehen, oder aus verschiedenen umwanderten Stadtquartieren in Frankfurt und in Berlin. Und was dann das zentrale zu bearbeitende Thema sein wird, entwickelt sich aus der Arbeit.

Auch bei den musikalischen Impulsen, die in bildgebenden Programmen zu Räumen werden, scheint der Zusammenhang zwischen Sound und Form das entscheidende, zu erforschende Element zu sein. Auch die Idee, eine Skulptur abzutasten und in Sound zu übersetzen, kann eine Rolle spielen. Und der Klang einer Landschaft wird ein architektonisches Konzept begründen. Die musikalischen Häuser sind schon im Landmarkenprojekt aufgetreten.

Der Zusammenhang von Tanz und Architektur ist nicht neu, wurde schon häufiger aufgegriffen, auch hier in meinem Atelier. Das könnte durch die Zusammenarbeit mit Choreografie gefestigt werden. In „Motion Bank“, einem Forschungsprojekt der Forsythe Company, gab es Ansätze dafür, die aber in Hinsicht auf eine Notation von Tanz entwickelt worden sind. Auch Olafur Eliasson arbeitet mit Bewegung und Körpermaß.

Erzählungen der Motive

Das Ende der Modellierarbeit markiert immer noch eine Zäsur, die den alsbaldigen Neuanfang mit der Malerei hinausschiebt. Zwar ist die erste Tafel schon bemalt und die zweite begonnen, aber das ist noch weit entfernt von einer Kontinuität, auf die es nun wieder ankommt. Pappmacheausformung, Grundierung, Malerei – parallel dazu Ausformung des nächsten Reliefs, Grundierung …

Manchmal kristallisieren sich einzelne Formen aus den Frottagen der Buchmalereien heraus, die alleingestellt oder in einer ruhigeren Umgebung, ihre eigene Geschichte erzählen und so eine intensive Wirkung entfalten können. Eine Zickzacklinie, eine Raute oder ein fliegendes Dreieck.

Gestern Nachmittag hatte ich Besuch von Franz, der einfach mal zum Austausch gekommen ist. Wie sprachen über den Einfluss seiner Ausstellung auf die Weiterarbeit. Und das sieht bei uns grundverschieden aus. Während er seinen Kopf freibekommen will, um dann wieder neu anzufangen, arbeite ich eher mit der Nachwirkung eines Ausstellungserlebnisses. Besonders die Zeichnungen erfuhren durch die Umgebung eine Verstärkung der Wirkung ihrer Erzählungen. Die Malereimotive konnte man, in der Mitte des Raumes stehend, miteinander interagieren lassen.

Heute Besuch von den Kollegen des DAM.

Rundere Figurationen | abwesendes Gewölbe | Passionsspiele

Wenn ich einen Abdruck der Linien oder geschlossenen Formen mit meinem feuchten Handballen auf eine andere Buchmalerei übertrage, werden die geraden Striche manchmal gebogen. Durch den Körpereinsatz, die Bewegung der Haut, entstehen weichere und rundere Figurationen.

Am Sonntag sah ich im Spessart eine Kirchenruine romanischen Ursprungs. Der Ansatz einer Gewölberippe, in späterer Zeit hinzugesetzt, lässt vor Augen entstehen, wie die verfallene Vorhalle ausgesehen haben muss. Ein Fragment deckt die vollständige Raumform auf.

Ein Landstrich, der sich stolz seiner „Helden“ der Gegenreformation erinnert, strahlt bis heute diesen starken Katholizismus aus. Ich erinnere mich an einen Prozessionszug von Männern, vor Jahren, auf einer Straße eines Dorfes dieser Gegend, die mit hölzernen Klappern, die im Gleichschritt, immer wieder, in steter Wiederholung, chorisch: „Das ist das Ave Maria, Maria“ vor sich hin murmelten. Eine mittelalterlich anmutende Situation.

Auch Passionsspiele gibt es dort!

Fremdes Wetter

Der Himmel sieht manchmal bedrohlich aus, die Wolken dunkel und groß. Dann ist er gleich wieder glasklar. Aber der Wind kündigt etwas anderes an – fremdes Wetter!

Und manchmal höre ich sonntags die wenigen Zuschauer am Rand eines Fußballspieles schreien. Sie feuern ihre Spieler persönlich an. Das klingt rührend und ich muss jedes Mal schmunzeln.

Es ist noch früh am Nachmittag, aber ich habe die Gärtchen schon gewässert, auch das des Nachbarn. Er hat mich nicht ausdrücklich darum gebeten. Ich mache es trotzdem.

Gestern fand ich eine zertretene Mauereidechse. Ich habe sie aufgehoben und lasse sie nun trocknen. Dann mache ich ein Objekt damit.

Am Abend war Carola hier im Gärtchen. Wir sprachen unter anderem über die Texte von Judith Schalansky und versuchten zu ergründen, wie sie dazu kam, Erzählungen und Betrachtungen so verschiedener Machart in dem Band „Verzeichnis einiger Verlust“ zusammenzufügen und vor allem zu schreiben.

Franz | 14. Relief | Wiese

In einem Kunstraum in der Schulstraße in Sachsenhausen hatte Franz Konter gestern eine Ausstellungseröffnung. Die Formate, die ich zum größten Teil kannte, erschließen sich so großzügig gehängt, in ihrem Zusammenhang besser. Sie sind aber auch gefordert, müssen den Raum dominieren und beharrlich gegen ihn ankommen. Das tun sie – und am nachhaltigsten die Zeichnungen, wie ich finde.

Das erste Exemplar des 14. Reliefs, grundierte ich gestern und legte es zwischen zwei Gipsplatten zum Trocknen. Heute kann ich beginnen, die Graphitschicht aufzutragen, danach eine Schicht Schellack und dann beginnt die eigentliche Malerei, auf die ich mich schon freue. Die Figurationen, die ich oben einfügte, stammen von einer Frottage dieser 14. Form. Ich stelle fest, dass diese Muster ihr Eigenleben entwickeln und wichtiger werden, wenn ich die Thematik des Ganzen zusammengesetzten Doppelportraits suche.

Diese zwei ersten Formate, die ich ernsthaft „patiniere“, bilden einen Teil des Kinns und der Wange der Halbprofildarstellung.

Gestern forderte ich die Veranstalter des Musik- und Sportfestivals auf, sich ernsthaft um die geschundene Wiese zu kümmern, wie sie es versprochen hatten. Sie ist die ganze Woche nicht gewässert worden. Auch Grassamen und Erde wurden bisher nicht ausgestreut.

Lichtflecken | Herakles 2 oder die Hydra | Margeriten

Öfter kommen mir die Buchmalereien zu empfindlich vor, um die zu zerschneiden und in die Collagen des Arbeitstagebuchs einzufügen. Aber ich mache das, um Fenster in die gestrige Arbeit offen zu halten. So treffen sich fragwürdige Vorgehensweise von digitalen Übergängen und Schnitten in einem Format, die gleichzeitig die Suche nach einer Form der Reliefbemalung dokumentieren.

Gestern spürte ich unter einer Platane auf dem Gustavsburgplatz die Malerei von Max Liebermann auf meinem Körper. Lichtflecken drangen mit ihrer Wärme in meinen Körper ein. Die Situation wurde vom Wind, der die Blätter stetig bewegte, in einem gleichförmigen Muster stets geändert. Ich saß auf einem Rohrstuhl, dem ein Fuß fehlte. So benötigte die Lehne Halt am hellfleckigen Stamm des Baumes, den ich in meinem Rücken spürte. Das summende Pumpen von Wasser und Luft. Ich las auf meinem Smartphone Heiner Müllers „Herakles 2 oder die Hydra“ und dachte: „So schön kann der Sommer sein“.

Die Wiese, die von Bendfestival zertrampelt wurde, wird nun nicht mehr gewässert und anderweitig wieder instand gesetzt. An einer handtellergroßen Stelle gieße ich ein Büschel Margeriten, die auch abrasiert und zertreten worden sind, dass sie vielleicht in diesem Jahr noch mal blühen.

Nun sind alle Pappmachreliefs nummeriert und ich weiß, welche der zuletzt gegossenen Formen noch abgeformt werden müssen. Die Malerei macht auch Fortschritte.

Bewegung | Modedesign | Architektur

Ein Tag, ganz frei für die Arbeit!

Gestern begann ich, die bereits abgeformten Reliefs zu sichten und sie der Reihe nach zu ordnen. Und immer mal kann ich zwischendurch an der Malerei weiter arbeiten. Der Gedanke, dass ich die skulpturalen Werte der Reliefs einfach nur patiniere, hilft mir dabei, diesen Arbeitsgang inhaltlich losgelöst, leichter anzugehen. Außerdem macht es viel Spaß, der malerischen Erinnerung an die Anfänge in Dresden zu folgen.

Franziska Fandrich vom Dezernat besuchte mich gestern im Atelier. Ich stellte ihr meine Projekte vor und sprach darüber, wie ich mir die Weiterarbeit an „you&eye“ vorstelle. Kooperationen schweben mir vor zwischen Bewegung, Musik und Architektur und zwischen Modedesign und Skulptur.

Der Pappelstamm, der nun für die Bearbeitung des „Müttermaltels trocken genug zu sein scheint, ist stets unter meiner Beobachtung. Gestern entstand im Rechner erneut eine Extrusion. Ich übe das und nehme die Beschränkungen der Sharware in Kauf, um die Grundrisse, aus denen die Skulpturen wachsen, einfach zu halten. Das ist mindestens so spannend, wie die Malerei.

Relief Nummer 13 | Zappa | Potsdamer Platz

Beim Fortführen der Bemalung des Reliefs mit der Nummer 13, stritt ich zunächst mit einem Chromgelb gegen dieses preußische Blau. Die Übertreibungen, die mir dabei unterliefen, die ebenso in eine Langeweile münden können, milderte ich mit Rottönen ab. Ihre Vorwärtsbewegung führte zu einem Eigenleben, das die Spannung aufbauen kann, die notwendig wird, um die Reliefs in ihrem Zusammenklang zu erweitern.

In den heutigen Buchmalereien verarbeitete ich eine Frottage, die von einem Liniengeflecht der 13. Form stammt, mit der ich das Relief abgeformt habe, das ich derzeit bemale. Beide Malereivorgänge habe ich oben gegenübergestellt. Ich hoffe, dass es dazu kommt, dass diese Arbeitsweisen näher zueinander finden.

An diesem kühlen Morgen höre ich Gitarrensoli von Frank Zappa. Sie stehen mit ihrer metallischen Stofflichkeit jenseits der späteren Arbeit mit dem Ensemble Modern am „Yellow Shark“, was ich mir immer wieder anhören kann.

Wegen eines Nachmittagstermins, bin ich gestern nicht mehr zur weiteren Beschäftigung mit der Extrusion gekommen. Demnächst möchte ich den Umriss des Potsdamer Platzes laufen und mit einem GPS-Gerät aufzeichnen. Welche andere Frankfurter Fläche ich ihm entgegensetze, um beide mit einer ineinander laufenden Architektur zu verbinden, was extrudierend passiert, muss sich noch erweisen.

Karussell

Beim Anlegen des neuen Ordners für die Julidatei des Arbeitstagebuches las ich, womit ich mich am Anfang des vergangenen Monats beschäftigt habe und bin erstaunt, wie weit das von dem entfernt ist, was ich gerade mache. Der kontinuierliche Fluss des Nachdenkens über die Arbeit, lässt die Veränderungen der Perspektiven von Tag zu Tag nur sanft erscheinen. Schaue ich weiter zurück, so ändert sich das Bild abrupt.

Durch den Beginn der Malerei, bin ich nun von den architektonischen Überlegungen ganz abgekommen. Das ist schade, und ich würde es gerne wieder beleben. Ab und zu habe ich schon Extrusionen probiert und mich damit wieder etwas in die digitale Bildhauerei eingearbeitet. Wenn ich das neben der Malerei weiter betreibe, kann ich auch die anderen Themen weiter entwickeln. Zumal ich mich mit der Malerei etwas quäle!

Gestern saß ich in der Hitze des Tages auf einem meiner Gartensessel und sah, wie eine Eidechse auf einem Speichenrad, das ich, damit es sich im Wind dreht, waagerecht aufgehängt habe, Karussell fuhr. Manchmal begeben sie sich im Jagdfieber in Situationen, aus denen sie nur schwer wieder herausfinden.