Zeichen | Wald | Platzregen

Die zeichenhaften Figuren bekommen innerhalb der Buchmalereien einen anderen Stellenwert und werden auch eigenständiger. Somit kann ich sie weiter verwenden und woandershin transportieren, während sie mehrere Veränderungen erfahren. Sie sind geheimnisvoll und können nicht dechiffriert werden. Das verändert die Richtung der Malereien und schafft einen neuen Bereich der auszuweiten wäre.

Vorhin habe ich Erde in einen Eimer geschaufelt, die vom Regen ausgespült auf dem Knochensteinpflaster lag. Ich siebte sie und pflanzte kleine Hibiskussträucher in größere Töpfe um, die ich aus Samen gezogen hatte. Das Gärtchen wird langsam zu einer Landartwohnung. Ich kann nun all die Gewächse, die mir zugeflogen und bei mir groß geworden sind, mit der Gartenschere gestalten. Das habe ich jahrelang nicht gemacht, weil ich über jede Pflanze froh war, die in der Erde auf dem Beton wuchs. Nun schnitt ich beispielsweise Weidenruten ab und stellte sie zum Wurzeln in den Waschzuber mit den Seerosen. Mit ihnen kann ich dann neben der Wiese, zwischen dem Knochenpflaster einen Wald pflanzen, der die versiegelte Fläche aufsprengt. Auch in den Ritzen zwischen den großen Betonplatten wäre ein Platz dafür.

Am Sonntag sah ich verschiedene Ausstellungen in der Stadt, dazwischen Getränke in Restaurants, vorbeiziehende Touristengruppen und Platzregen.

Kooperation | Frottagen | 13. August

Heute geht es in das zweite Jahr des Projektes „YOU&EYE“. Gestern schrieb ich auf, an welchen Projekten ich in diesem Zusammenhang arbeiten möchte. Vielleicht ist das zentrale Anliegen Kooperation. Und zwar mit Tanz, Musik und Architektur.

Ich habe mir überlegt, die Malerei zugunsten einer Aufräumaktion etwas liegen zu lassen. Das verschafft mir Abstand und Raum, auch im Sinne von Platz zum Arbeiten.

In den Gärten herrscht eine feuchte Wachstumsatmosphäre, wie sie in den letzten Jahren selten geworden ist. Riesige schwarz-violett glänzende Käfer fliegen in die großen gelben Blüten meiner Sonnenblumen. Das inspirierte die heutige Buchmalerei direkt.

Sicherlich komme ich in den kommenden Tagen auch noch zu Frottagen auf Rolle 7, die in der letzten Zeit reduzierter ausfielen, was mich nicht ganz überzeugt. Eine Kombination mit der GPS-Aufzeichnung vom Potsdamer Platz am 13. August, könnte Abhilfe schaffen.

Potsdamer Platz

Zum Jahrestag des Mauerbaus, bin ich auf dem Potsdamer Platz ein Stück Handprint Berlin gelaufen. Das soll nun der erste Schritt zu einer Extrusion sein, die ich mit den Flächen des Rossmarktes und dieses Areals in Berlin anfertigen will. Zwischen den Hochhäusern hatte das GPS-Gerät keine guten Satellitenverbindungen, was die Aufzeichnung des Weges etwas ungenau macht. Ich frage mich, ob ich das am Rechner vorsichtig nacharbeiten soll, oder ob das eine Verfälschung wäre.

Mein Neffe hat mich begleitet und zeigte mir in der Universität der Künste eine Steinkugel, die er dort selbst vor Jahren aus einem Sandstein geschlagen hat. Sie hat einen Durchmesser von 60 cm. Wir sprachen darüber, sie durch die Stadt zu rollen und über die Spuren, die davon auf ihr zurückbleiben werden.

Anne erzählte von einem Vorhaben von ihr, das mir viel Respekt abverlangt. Irgendwie haben unsere Projekte etwas miteinander zutun. Und vielleicht inspirieren sie sich ja auch indirekt gegenseitig.

In einem Atelier der UdK verformte ich ein blaues Plastiksektglas mit einer Heißluftpistole. Das surrealistische Objekt bekommt nun einen Platz in meiner Souvenirsammlung im Atelier.

In Berlin haben sich die Buchmalereien durch die fehlenden Frottagen wieder verändert. Ich greife dann immer auf die Gravitationsschwünge aus dem Zusammenhang von „Schönschrift und Gewalt“ zurück und nehme sie dann als Ausgangsmaterial.

40 Quadratmeter

In den Buchmalereien setzte ich, mit dem Mittel des nassen Handballenstempels, Linien und Flächen innerhalb eines Formates mehrfach nebeneinander. Das transportiert die Technik der rhythmischen Vervielfältigung, wie ich sie am 06. 08. beschrieben habe, in die Malerei. Statt das Papier während der kreisenden Schraffur nach links zu ziehen, bewege ich den Handballen mit dem feucht und frisch aufgenommenen Motiv nach rechts über das Blatt.

Auf dem Relief Nummer 12 des 1. Väterportrait – Exemplars befinden sich nun die Schichten der Graphitschraffur und die des 1. Schellacküberzuges. Durch eine glattere Grundierung und dem Auftrag der Schellackschicht mit feinen Pinseln, anstatt mit einer Schaumgummirolle, wie beim vorhergehenden Relief, bekommt dieses Format einen exakteren Charakter. Damit schließt es an einige vorher entstandene Malereien an. Somit mischen sich nun innerhalb dieses ersten Exemplars die Stile subtil, nicht sehr auffällig. Manche sind bewegter und fleckiger, betonen mehr die unruhige Oberfläche der einzelnen Splitter, manche sind strenger und heben Farbflächen exakter hervor und voneinander ab.

Während eines Ganges durch mein Gärtchen begegneten mir eine Ringeltaube, fünf Eidechsen, eine Goldammer, ein Rotkehlchen und viele Wildbienen, die meine Blüten und die Wasserflächen besuchen. Wenn ich still auf meinem Korbsessel sitze, werde ich ein Teil von ihnen innerhalb dieser 40 Quadratmeter.

Big Orchestra | 10, 12, 3, 136 | Bergkristalle

Die Ausstellung „Big Orchestra“ in der Schirn Kunsthalle, ist eine vergnügliche Angelegenheit. Skulpturen zum Musizieren oder Gegenstände, die dazu herausfordern oder Klang, der Form wird. Alles wird in Performances vorgeführt. Auch eine Marimba aus gefundenem Metall ist zu sehen.

Die Stahlzungen der rotierenden Kehrmaschinenbürsten, die auf Gehwegen und Straßen verloren gingen, und von mir aufgesammelt wurden, warten noch auf ihren Einsatz als Tonquellen selbstgebauter Marimbas.

Das 10. Relief ist gestern fast fertig bemalt worden. Anschließen wird Nummer 12 grundiert.

Über meine heutigen Buchmalereien bin ich froh. Jetzt wartet noch die Aufgabe, eine der 3 Malereien in die 136. Collage dieses Jahres einzufügen.

Auf dem Altkönig, dem „schönsten Berg der Welt“, war es gestern feucht und kühl, die Wege schlammig und von den Forstmaschinen zermalmt, wodurch die Bergkristalle zutage treten.

Unsicherheiten

Die bemalten Reliefs schoben sich, während der Gewitter in der Nacht, vor meine Augen. Ich musste sie wie auf einem Display wegwischen, um schlafen zu können.

Malerei gestern – den ganzen Tag lang. Dann nahm ich mir im Gärtchen die zugeschnittenen Aststücken mit weichem Kern vor, um sie mit Handbohrern für Insekten auszuhöhlen.

Nach der langen Trockenheit war die Wiese überschwemmt. In diesem Sommer werden ihre Blüten ausbleiben. Aber vielleicht wird sie doch noch einmal ganz grün.

Wir schauen gespannt nach Kaschmir, das im Osten an Ladakh grenzt. Das Beschneiden der Autonomie des von Muslimen bewohnten Gebietes, durch die radikal hinduistische Regierung Indiens, schafft Unsicherheiten für Reisende. Auch wenn wir nicht vorhaben Ladakh in Richtung Kaschmir zu verlassen, interessieren uns die militärischen Aktivitäten in dieser Gegend.

Das Leuchten | Schauer | Rolle 7

Mit zwei Frottagen begann ich, an der Transparentpapierrolle Nummer 7 zu arbeiten. Während ich mit einem Graphitblock auf einer Stelle der Reliefform unter dem Papier kreiste, zog ich es langsam waagerecht nach Links. Dadurch entstand eine rhythmische Komposition in einer Zeile. Normalerweise habe ich, wegen des Gegensatzes, über eine solche „Erzählung“ eine Schellack-Tusche-Verwischung gelegt. Indem ich nun die Frottagen alleine stehen lasse, setzt sich die Tendenz zur Reduktion fort.

Die Bemalung der Reliefs allerdings, findet noch in einem anderen Modus statt. Da geht es üppig farbig zu. Die Reliefs 10 und 11 leuchten nebeneinander um die Wette.

Der Tag begann langsam. Vom Korbstuhl aus sah ich den Regenschauern zu, die auf den Beton und in meine Gärten fallen.

Am Abend bekam der Ahornbaum vor meinem Balkon wieder viele Gießkannen Wasser. Herr Müller meinte, er habe festgestellt, dass da noch mehr Bäume durstig sind. Daraufhin entgegnete ich, dass ich nur diesen einen Baum retten kann, aber dass die Leute, die mich sehen, meinem Beispiel ja folgen könnten.

Wanderungsspuren

Das 11. Relief ist nun fertig bemalt und mit dem 10., links neben ihm, habe ich begonnen. Gleich stellt sich wieder die innere Eile ein. Bis dann und dann könnte ich die erste Hälfte des großen Doppelportraits fertig haben.

Kleiner Austausch mit Vinzenz, der mir von einem künstlerischen Vorhaben erzählte, das auch mit Bewegung in Berlin zutun hat. Mich interessiert der Zusammenhang von Frottagen, Wegstrecken und Wanderungsspuren.

Ich möchte in der nächsten Woche eine GPS-Figur auf dem Potsdamer Platz gehen. Die benötige ich für die Extrusion des Fralin-Projektes. Vielleicht kann ich die dazugehörige Figur auf dem Rossmarkt hier in Frankfurt mit Schülern gehen.

Einen Ahornbaum auf der Frankenallee, direkt vor meinem Balkon habe ich in den vergangenen Tagen gegossen. Seit vielen Jahren pflege ich eine besondere Beziehung zu ihm. Bis vor fünf Jahren schrieb ich in seinem Anblick Tagebuch. Dann ist er stark beschnitten worden und ich beobachtete, wie er damit zurechtkam und neue Äste trieb.

Übung in Demut

Während der Buchmalereien am Morgen habe ich mich nun zusammengerissen und beendete die Arbeit dreimal vorzeitig, damit ich dem reduzierten Zustand näher komme, den ich auch für die Reliefmalerei entwickeln möchte. Manchmal fällt es mir schwer, diese Kompositionen für die digitalen Collagen im Rechner zu zerschneiden.

Die Reliefmalerei nährt sich mühsam. Den Lasurmalerei-Stil innerhalb dieses ersten Exemplars durchzuhalten, ist eine Übung in Demut.

Den Gartenschnitt, den der italienische Hausmeister am Zaun zum Nachbargrundstück abgelegt hat, habe ich mir am Morgen vorgenommen. Zunächst sammelte ich einige Blumensamen heraus und streute sie in die Schüssel, in der ich schon eine Weile alle möglichen Samen, die man im Frühjahr zusammen ausstreuen kann, aufhebe. Dann schnitt ich die hohlen Stengel auf eine Länge von etwa 15 cm und stellte sie in einen größeren schwarzen Plastikblumentopf. Wenn er voll ist, lege ich ihn als Bruthöhlenbau für Insekten in mein Gesträuch.

Seit gestern flatterte ein Distelfalter an meinen Atelierfenstern in etwa 4 Meter Höhe. So nahm ich eine Leiter und kletterte mit einem Glas zu ihm hinauf, fing ihn darin und drückte es während des Absteigens an meinen Bauch. Draußen entließ ich ihn zwischen dem Blumen.

Reduktion | Leuchten | Wildbienen

Beim Gehen ins Atelier, sucht mein Blick nach den verlorenen Stahlzungen der Kehrmaschinen, mit denen ich Kalimbas bauen will. Normalerweise finde ich eine am Tag. Gestern sammelte ich auf meinen diversen Wegen 12 ein. Ich ging öfter auf der Straße, sah in die Parklücken und unter die Autos. Die Gehwege auf meiner Strecke sind schon alle abgesucht.

Innerhalb der Buchmalereien versuche ich zu der Reduktion zurückzukehren, die mir von 5 und 6 Tagen gelang. Das fällt mir nicht leicht. Ich arbeite zu lange an einem Motiv.

Das 11. Relief ist sehr reich, kleinteilig und besitzt keine freien Flächen. Deswegen geht die Malerei schleppend voran. Jede Scherbe besteht aus bis zu 100 Splittern. Sie alle werden gesondert und aufmerksam behandelt. So entwickeln sich die Farbklänge der Scherben, die sich zu der ganzen Komposition zusammensetzen. Beim Versuch, ein Farbleuchten auf den Splitterinseln zu erzeugen, erinnere ich mich an die Arbeit vor 40 Jahren.

Zwischen den Steinen, die mein Gärtchen begrenzen, finden Wildbienen Unterschlupf. Wie Blattschneiderameisen tragen sie Blattstücke in ihre Bauten.

Die Mauersegler haben sich schon auf die Rückreise gemacht.