Wolke aus Erinnerungselektronen

23°C am Tagebuchtisch – Pullover aus – Pflanzen gießen – Musik abschalten. In meinem Kopf breitete sich eine tantrische Wolke aus. Sie bestand aus mehreren durchscheinenden Hüllen, auf deren Oberflächen, sich einzeln Organe abbildeten. Sie verbanden sich zu Wesen, die objektiv nicht existieren. Ich fotografiere stark vergrößerte Ausschnitte der Tuschezeichnungen auf den Reliefs, um in den Rhythmus der rechten Hand näher einzudringen. Zitternde Linien bilden Kanäle zwischen schwarzen Seen. Lichtwellen durchströmen das Atelier aus Südosten. Die Rolltore dehnen sich aus und sprechen dabei, was sich mit der Songstruktur einer vorbeifahrenden S-Bahn mixt. Bevor ich in großen Zügen trinke, schaue ich auf den Boden des Glases.

Am Morgen dachte ich, wieder Kindheitsthemen in die Arbeit aufzunehmen. Aber jetzt vertiefe ich mich zunächst weiter in den Dreisprung. Heute vom 15.03. 2009 in 03_15:2021_002. Vom Handballenstempel der alten Malerei ausgehend, sprang ich den Bögen von heute bei. Die große Nähe, die ich zur jetzigen Morgenmalerei empfinde, stimmt mich skeptisch. Bin gespannt, was davon übrig bleibt, wenn ich nach einem Jahr zurückschaue. Das Sperrige hält oft länger.

Die Bezugsräume der eigenen Arbeit verengen sich. Ich merke, wie die anhaltende Konzentration beginnt, immer schnellere Kreise zu ziehen. Diese Wolke aus Erinnerungselektronen nebelt mich ein. Ich taste, stolpere und nehme meine Brille ab. So zeichne ich mich voran.