Parteilinie, Fehler aufheben, Erzählfries

Aus dem Dunkel tauchte das Wort „Parteilinie“ auf. Beim zurückblättern im Tagebuch sah ich für den Bruchteil einer Sekunde den Begriff „Widerpartlinie“, der eigentlich das Gegenteil bedeutet. Im Munde meines Vaters klang „Parteilinie“ immer etwas bedrohlich. Genossen wurden auf „Linie“ gebracht, was für mich gleich etwas Gewalttätiges hatte. Diese „Richtschnur des Handelns“ wurde in den Gremien wie ZK und Politbüro erdacht und diente der darauf folgenden Phrasendrescherei. Es gibt ein Foto von meinem Vater und mir, wo er kerzengerade hinter mir im Glockenstuhl des Klosters Gerode steht. Schlips und Kragen, die kleine Glocke hinter seinem rechten Ohr – die aufrecht stehende Parteilinie in Person. Bei Familie Christ lieh ich gestern für ihn, den nun gebeugten, einen Klapprollator aus.

Am morgen entstanden fragwürdige Figuren in den Buchmalereien. Sie erscheinen mir zu gewollt und spannungslos. Dies Fehlerhafte ist aber auch ein Schritt, den ich aufheben will.

Zwei Figurenkompositionen, durchsetzt mit Installationskonstruktionen, verband ich am Wochenende auf Rolle 9 zu einer neuen Reihe aus Umrisszeichnungen. Sie werden bei jedem Durchzeichnungsvorgang etwas verändert, konkretisiert und verdinglicht. Hinzu kommt die zeichnerische Verbindung der Gruppen zu einem Erzählfries. In dieser Weise bewege ich mich nun auf das Kraftfeld 3 zu. Jetzt müssen die kommenden Arbeitsschritte das halten, was sie versprechen.