Durch die Splitterlandschaft

Ich hatte viele Besucher gestern im Atelier. Unter ihnen war ein Mann, der auch das Spitital bereist hatte. Mit ihm konnte ich über die Erlebnisse der Wandmalereien in den Klöstern in Verbindung mit den Landschaften dahinter sprechen. Vor meiner Tür fand ein Stadteilfest statt. Dennoch konnte ich zeichnen bis in die Nacht. Somit übertrug ich nun auch den 2. Figurenfries auf die Splitterlandschaft des Reliefs.

Am Vormittag haben wir 2 Kajaks gekauft und von Rauenheim über die Autobahn in das Atelier transportiert. Mein Boot soll mir helfen, etwas mehr Abstand von der Arbeit gewinnen zu können. Es steht auf dem Bug an das Rolltor angelehnt, kann schnell aufgeladen werden, um mit ihm alsbald über das Wasser gleiten zu können.

Als ich den Gästen am Abend wieder und wieder mein Projekt erklärte, merkte ich, wie mich insbesondere die Schilderung der Gewalt, der ich ausgesetzt war, die als Impuls bis weit in meine bildnerische Arbeit, immer weiter zersplittert, hineinwirkte, erleichterte. Mit dem nahenden Ende der Arbeit am 2. Doppelportrait fällt viel Ballast von mir ab.

Ungestörtheit

Auf Einzelblätter zeichnete ich die Umrisse von 2 Figurenfriesen von der Rolle 9. Vor einer guten Woche begann ich sie aus verschiedenen Tagebuchquellen zusammenzustellen. H. meinte, als er die Transparentpapierrollen sah, dass ich sie unbedingt ausstellen müsste. Das beunruhigt mich ein wenig, da ich doch für die Entwicklung dieses prozesshaften Zeichnens, Ungestörtheit benötige. Ausstellungen unterbrechen das.

Die Friese lösen sich zugunsten einzelner Motive wieder auf. Sie behaupten ihre Eigenständigkeit. Die Figurenreihungen benötige ich aber für das Relief, das derzeitig in Arbeit ist. Jeweils einen Fries werde ich in die obere und die untere Hälfte einfügen. Zwischen ihnen haben dann 3 abstrakte Apsaras Platz, deren Energie alles unter Spannung und in der Schwebe halten soll.

Am Abend widmete ich mich wieder dem Christa-Wolf-Handbuch. Dabei fällt mir auf, wie sehr ich die Arbeitsweise der Schriftstellerin für meine bildnerische Arbeit verinnerlicht habe. All das geht über die Serien zu „Medea“ und „Kassandra“ hinaus und verflechtet sich mit den eigenen Themen. Die Struktur, die von der Zeichnung eines herbstlichen Gesträuchs 1977 ausging, traf auf das erzählerische Gewebe und wuchs weiter.