Kreistraining

Mit einem Gravurkrakel ging ich am Morgen neu in die Tagesbilder. Währen der Herstellung der kleinen Malereien kommt mir immer mehr ihre Weiterverwendung in den Sinn. Die Collagen, die mittlerweile wieder die Verdichtungen von Rolle 9 in sich aufnehmen, woraus dann wieder neue Umrisse entstehen, die sich in neuen Collagen erneut mit den Malereien verbinden, bilden einen Kreislauf – Versuchsaufbau, dessen Funktion ich konsequenter verfolgen will. Runde um Runde sollte ich die Zwischenergebnisse in den Stationen deutlicher machen.

Zwei Figuren in 2 verheddern sich in einem Dachlattenchaos. Sie wollten was bauen, wissen aber erst mal nicht weiter. Während dessen führt Jonathan Nagel seinen gestrichenen Bass in die Höhe. Der Bogen gibt dem Lattengewirr die Richtungen seiner Konstruktion vor. Rechts ist sie schon zu ahnen und in 3 bereits so stabil, dass sie Energie aus 1 duplizieren kann. Das ökologische Konzept der gestrichenen Basshöhen.

Auf Rolle 9 arbeitete ich mit der Collage 19_03 vom 26. Januar. Ihre Umrisse zeichnete ich auf ein Einzelblatt und dann, noch einmal korrigiert, auf Rolle 9. Dazu die Verdichtungen des Vortages, mit denen ich die Flächen füllte. Das scannte ich dann, brachte es in die heutigen Collagen und zeichne neue Umrisse davon…

Letzte Zeile

Die Frottagen auf den Schnittbögen hängte ich an die große Leinwand – Fahnen des Neubeginns. Dort treten sie mit kleinen Reliefteilen vom Kraftfeld in Beziehung. „…vor dreidimensionaler Haut.“ Das ist die letzte Zeile der Wörtersammlung mit der ich es in den letzten 3 Wochen zutun hatte. Heute war sie noch einmal Ausgangspunkt der Buchmalerei.

Auf Rolle 9 griff ich auf die Umrisse einer Collage zurück. Einige Figuren und Architekturfelder trennte ich voneinander und verdichtete die, auf dem Streifen vorausgegangenen, Überlagerungen innerhalb der entstandenen Flächen. Die so strukturierten Akzente unterbrechen den Fluss und erzeugen etwas mehr Spannung. Die voneinander getrennten Teile eignen sich besser für die Collagen, lassen sich einzeln einfügen, wie ich das auch heute gemacht habe.

In der zweiten Buchmalerei zieht ein Kulissenaufbau das Konglomerat aus Schrift, Abdruckgewölk und Umrisszeichnungen zu einer Szene zusammen. Die Schrägen bewegen sich wie eine Ziehharmonika, deren Töne von Westen nach Osten flach über den Boden streichen. Der Staub von Swingtanzböden wird aufgewirbelt. Schwingender Jazz des KAMA Kollektivs, in dem Jonathan Nagel Bass spielt, erinnert mich an eine Bemerkung von Franz, dass innerhalb der Kooperationen nur noch ein Musiker fehlt.

Geländesondierung

Schnittbögen versah ich gestern mit Graphitfrottagen von der Form des Kraftfeldreliefs. Mit Stecknadeln hänge ich sie an die große Leinwand. Die Rekonstruktion des Kraftfeldes fand noch keine zwingende Richtung. Die Kooperationen helfen. Alles, was ich mit diesen Strukturen mache, gleicht eher einer Geländesondierung. Ich grundierte weitere Reliefteile mit einem lasierenden Weiß. Dort kann ich nun verschiedene weitere Schichten aufbringen. All das sind Vorbereitungen.

Die Buchmalereien beendigte ich in einem frühen Stadium. „…die ihre Körper im Rhythmus bewegt haben. Also stoße ich Nadel und Faden durch die Pappe…“. Das sind Sinas Worte, von denen ich heute ausging. Ein paar Strukturen für die Collagen, die ich mit Einzelfiguren aus Rolle 9 versah, entstanden damit. Ich hatte sie in der Nacht vor Augen und dachte an die dreidimensionale Erweiterung dieser Arbeit, um die Einzelelemente in einem Raum zueinander in Beziehung stellen zu können – Szenografie.

Die Ereignisse, die ich mir zwischen den Figuren der Buchmalereien vorstellte, sind gewichen. Es gibt den Wunsch nach etwas Leere, nach einem Vakuum, das nach einer Pause wieder aufgefüllt werden kann. Vielleicht beginnt das mit Kohlepapierabdrücken von Schreibmaschinenbuchstaben auf Reliefteilen.

Mikroskopieren

Am Morgen dachte ich an das Ende der Arbeit mit dem Großmuttertext von Sina und dessen mikroskopische Untersuchung mit mittlerweile 63 Buchmalereien, der Verdichtung der Umrisse auf Rolle 9 und die folgende skulpturale Weiterentwicklung. Die Wirbel von heute stammten von der Gravitation, von einem Sturm und von den Schwingungen der Klaviersaiten, die die Großmutter für die Damen anschlug. „…geraucht hat sie nie…“

Die Schrift trat heute mit verschiedenen Verwischungen in den Hintergrund. Sie blieb teilweise dunkel und teilweise hell stehen, war in den folgenden Malereien scheinbar verschwunden. Die Worte führten aber zu den Figurenumrissen, Schriftschleifen, Flächen und Handkantenabdrücken. Noch 3 Zeilen.

Ich dachte an die anderen Kooperationen, die ich etwas vernachlässigt und nun vor der Pause nicht mehr entscheidend weiterentwickeln kann. Frottagen, aus den Mustern des Kraftfeldes, würde ich noch gerne auf die Schnittbögen von Claudia und Maya übertragen.