Fremdkörper

In den Buchmalereien probierte ich heute die Aquarellfarben mit einer Schreibfeder aus. Diese Entdeckung schuf anfangs etwas inhomogene Ergebnisse. Mit etwas Übung kann mit dieser Technik eine neue Struktur genutzt werden.

Die Paarkonstellation des dritten Malereimotivs von gestern, übertrug ich auf Rolle 9 und verband sie mit den Schichten der letzten Tage. Die Übertragung der Transparentpapierzeichnungen auf die Rekonstruktionsreliefs gelang nicht so gut. Die collagierten Zeichnungsschnipsel nehmen sich auf den grundierten Formen noch wie Fremdkörper aus. Ich müsste sie mit einem spitzen Pinsel direkt auftragen.

Eine Meise hat sich ins Atelier verflogen. Sie hüpfte durch die Seitentür herein und sucht nun zwischen meinem Material nach Fressbarem. Das lenkt mich ab. Gleichzeitig versuche ich mich ruhig zu verhalten, damit sie nicht in Panik gerät und wieder hinaus findet.

Sammlung

Auf dem Weg ins Atelier hatte ich schon die Buchmalereien im Kopf. Unter dem Blätterdach der Allee wollte ich weg vom Krieg, von den Landkarten der Verluste. Indem ich ihnen meine Aufmerksamkeit entziehe, finde ich zurück zu meinen Bildern. Das ist die Antwort auf die überfallende Gewalt.

Gestern zeichnete ich nachmittags wieder weiter auf Rolle 9. Ich hoffe, diese konzentrierte Struktur auf die Bemalung der Reliefs übertragen zu können. Das geht wahrscheinlich am ehesten mit Collagen, indem ich die Transparentpapierzeichnungen mit Schellack schichtenweise aufklebe. Das ist das Projekt für den Nachmittag.

Beim Schreiben sitze ich im Gärtchen und schaue auf meine Sammlungen. Ich erinnere mich an den Flug einer kleinen verrosteten Kombizange, vor 15 Jahren, über das Dach vor meine Füße. Mit Öl wurde sie gängig und dient mir heute noch als nützliches Werkzeug. Ansonsten sammeln sich Scherben aus den Baugruben, Muscheln, hohle Aststücken, Steine, Schrauben, Samen, Tontöpfe und Befestigungsschellen.

KONTAKT

Am Nachmittag stieg ich gestern wieder auf Rolle 9 um. Zuvor stockte die Reliefarbeit, die Stabilität schlug um in ein rumorendes Unwohlsein. Mit den Federzeichnungen war das sofort beendet. Ich suchte nach spannenden neuen Umrissen und bekam sie aus der Vorarbeit geboten. Diese Vorgänge muss ich mit den Reliefbemalungen verbinden.

Die Buchmalereien sind vom Krieg durchdrungen. Strategien und ihre Opfer gehen mir durch den Kopf. In den Assymetrien verbluten die Menschen auf beiden Seiten. Es folgen festere Ländergrenzen mit neuen Schnittmengen der Militärbündnisse. Zwischen den Schraffuren irren Flüchtende durch die Korridorlabyrinthe.

Ich schließe mein Atelier fest, weil ich vielleicht ansteckend sein könnte. Ich halte mich fern von den anderen, habe meine Schüler für Morgen abbestellt und mache Verabredungen rückgängig, denn ich hatte einen KONTAKT. Ein offizieller Test am Morgen war noch NEGATIV. Die Arbeit geht weiter. Das ist POSITIV.

Stabilisation

Die Rekonstruktionsreliefs bearbeitete ich mit Schellackschichten, Tuschelinien und –wolken und schuf weitere Höhen mit Weißschichten. Erholsamerweise geht es zunächst um Handwerk. Es ist, als ob ich einem vorsichtigen Sound folge, Kompositionen, die durch meinen Körper schwingen, sich bündeln und mit den Händen übersetzt werden.

Als würde die Gesangsarbeit von Carola schon jetzt eine Energiekammer bilden, kommen plötzlich Anfragen zur Holzlagerhalle. Sie wird am Wochenende beginnen, ihr Interpretationsvideo dort einzurichten, alles zu proben, um es in den kommenden Wochen aufzunehmen.

Keine Arbeit an Rolle 9 gestern. Stattdessen stelle ich mich auf das Reliefmaterial ein. Das erzeugt auch eine andere Stimmung. Die kompakten Fragmente wirken stabilisierender, als die Transparentpapierzeichnungen und deren Flüchtigkeit.

Bündeln

Die benötigte Unterbrechung der anhaltenden Kontinuität der Arbeitsbezüge, leite ich mit einem Kaffee ein. Den gab es im Atelier, im gleichmäßigen Fluss der Bilder, lange nicht. Diese Strömungen will ich nun wieder neu bündeln. Es geht dabei um die Rekonstruktionen, die ich im Raum installieren will, um deren Liniengeflechte, die in den Wandobjekten, die mir durch den Kopf gehen, ebenfalls ihre Rolle spielen und um die Kooperationen, die ich nun wieder aktiver fortführen will.

Die Rauminstallation, die im alten Holzlager entstehen soll, geht auch in die Videoaufnahmen ein, die dort eine Gesangskomposition für zwei Stimmen und einer Interpretin, zeigen sollen. Vielleicht passen die Fragmente der Reliefs auch viel besser zu dieser Arbeit, als das kompakte Väterprojekt.

Durch die diversen Kooperationen kommt es zu leichten, aber wichtigen Richtungsänderungen innerhalb der Arbeit. Die Dominanz der Transparentrollenzeichnungen, in deren Sicherheit ich mich gerne fallen lasse, muss etwas zurücktreten, damit ich mich auf diese anderen Dinge konzentrieren kann.

Suche nach Gegenständlichem

Manchmal suche ich in den Farbflecken, Wasserverläufen und Trocknungsrändern nach gegenständlich-figürlichen Umrissen, als bräuchte ich sie zum Festhalten.

Auf Rolle 9 arbeitete ich an den freigestellten Umrissen weiter. Auch hier gibt es immer wieder eine Tendenz zum Gegenständlichen. Ich bin neugierig, was daraus noch entsteht. Diese Neugier ist der Motor des kontinuierlichen Fortschreibens der Bilder. Manchmal glaube ich zu früh, dass ich das Material, das ich von den Vortagen durchzeichne, schon verbraucht habe. Dann aber fällt mir auf, dass ich es in ganz neuen Konstellationen, in neuen Umrissen, weiter verarbeiten kann. Dafür muss ich aber ein wenig Abstand nehmen und innehalten.

Die Buchmalereien haben sich heute etwas gelockert. Der „Krampf“ in der rechten Hand hat sich gelöst. Ein paar neue Aquarellfarben, die ich gestern neben anderem Material kaufte, probierte ich mit Freude aus. Die Gesten wurden dadurch etwas ausgelassener.

Natürliches Wachstum

Was jetzt auf Rolle 9 entsteht, trennt sich formal vom gleichmäßigen Fluss der letzten Monate ab. Es begann damit, dass ich manche Umrisse nicht mehr mit dem vorausgegangenen Material anfüllte. Dann wurden die Lücken größer, und gestern traten wieder Einzelfiguren mit zunehmendem Abstand zueinander auf. Die aufeinander folgenden Phasen entsprechen dabei einem natürlichen Wachstum und sind eine Folge des Vorausgegangenen, bis zurück zum Kraftfeld.

In kriegerischer Geografie sind die Buchmalereien gefangen. Aus ihrer Starre werden sie entweder auf Rolle 9 oder in den Collagen der Scans, die mir seit einiger Zeit besonderen Elan verschaffen, gelöst.

Ich denke an kleinere geschweißte Metallfiguren, die mit anderen skulpturalen Versatzstücken kombiniert sind. Es existiert schon ein Dreiecksgitter, das eine Holzfigur durchdringt. Das kann ich mir auch mit Beton vorstellen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob mich die Übertragung der Figurationen, von Rolle 9 in Gitterskulpturen, weiter bringt.

Die zeichnende Hand verkrampft

Das Material, das ich vor etwa 2 Wochen auf Rolle 9 entwickelte, zeichnete ich in zwei Umrisse der gestrigen Buchmalereien. Die Flächen, die ich dabei ausspare, die also frei bleiben, könnte ich in der Abfolge einzeln freistellen und dann füllen.

Durch den Tod des Komponisten Harisson Birtwistle, dessen Oper „The Second Mrs. Kong“ ich in Heidelberg Mitte der Neunziger mit Videos ausstattete, erinnerte ich mich an diese erste große Videoarbeit an der Bühne. Nun bin ich weit entfernt davon und sehne mich nach Material, das ich mit meinen Händen formen kann.

Die Kriegsberichtsgeografie schleicht sich langsam in meine Buchmalereien ein. Wenn ich die sich überlagernden Umrisse schraffiere, denke ich an die Menschen, die dort sterben und leiden. Die Bildberichte bilden neue Zellen im Erinnerungstrakt. Die zeichnende Hand verkrampft.

Zeit – Energiespur

Am Morgen male ich drauflos. Körperlich reagiere ich auf Strukturen. Die Linien kommen aus dem Inneren. Denken stört dabei eher. Gestern war das noch stärker, weil dazu Musik von Wolfgang Rihm lief, die auch einem körperlichen Zustand zu entspringen schien. Ich meine weniger die Interpretation, als die Komposition. Die entstehenden Formen meiner Buchmalereien erinnern mich zumeist an etwas in der Ferne. So entsteht eine Spannung zwischen dem körperlich Nahen und der entfernten Erinnerung. Ich befinde mich dann auf einer Zeit-Energiespur. Eine andere Energie entsteht auf dem Weg der Suche. Das Material richtet sich nach diesen Linien aus, wie Kristalle, die sich nach physikalischen Mustern ordnen.

Ein solches Wachstum stelle ich mir für das Gitterobjekt vor, so es denn entstehen wird. Es kann von der Wand in den Raum wachsen, wie eine Pflanze. Die künstlerische Grundstruktur ist verinnerlicht, muss nicht mehr gedacht werden. Durch sie wächst dann eine vernetzte Kreislauflandschaft, erst auf Transparentpapier, dann mit Metallstäben.

Nach einer Pause werde ich nun wieder die Arbeit an Rolle 9 aufnehmen. Ich denke an den Zusammenhang von Linienverdichtungen in einem Umriss und an das Ausschneiden dieser Figur in der nächsten Arbeitsrunde. In dieser Leere lädt sich der Raum neu auf.

Dissonanz

In den Gesprächen mit Wolfgang Rihm las ich etwas über die Kraft der Dissonanz in der 4. Sinfonie von Sibelius, die in a-Moll steht. Ich höre sie in einer Aufnahme des Berliner Sinfonieorchesters von 1979. Kürzlich hatte ich schon einmal das Thema Disharmonien (7.4.), mit denen ich die Buchmalereien damals verstärken wollte. Die Schwester der Disharmonie scheint mir das Fragment zu sein. Das Paar tritt in den heutigen Miniaturen auf. Den Text aber, las ich nach der Malerei!

Die Ausstellung, für die mich Anna Meurer hier im Atelier fotografiert hatte, sah ich gestern in der Gründergeistvilla. Tänzerinnen, Musiker und bildende Künstler versammelte sie dort und zeigte auch die Interviews, die sie mit ihnen führte. Eine schöne kleine Ausstellung, in der mir die Anwesenden viele Fragen zu meiner Arbeit stellten. Ich verwies sie auf diese Texte.

Bei meinem Gang durch den langen Flur meiner Tagebucharbeit, schloss ich heute eine weitere Seitenkammer auf. In der Zelle schweben Linien, die ihren Zusammenhang verloren haben. Einige befreite ich aus der Haft und fügte sie ein. Dann schloss ich sie wieder. Vielleicht sollte ich die Türen beschriften.

Landschaftspflege

Absurderweise überlege ich, wie ukrainische Verteidigungsstrategien aussehen könnten. Dort, wo sich beide Kriegsparteien vermischen, befinden sich die Schnittmengen der Umrisszeichnungen meiner Buchmalereien. Da wird der Blutzoll entrichtet.

Die Nachmittage gehören der Landschaftspflege auf Teves West. Der Achtlosigkeit, mit der Müll die Umgebung verschandelt, wirke ich entgegen, indem ich neben dem Schnitt der Gesträuche und dem Brechen die vorjährigen trockenen Stauden, auch den Abfall einsammle. Das Schnittmaterial verbrenne ich, wenn es vollständig trocken ist.

So vergehen meine vorösterlichen Müßiggangnachmittage doch mit Arbeit. Diese aber erholt meine bildende Kraft. Heute, am Morgen, begann ich wieder im Gärtchen Dinge zu ordnen, die durch das Hinausstellen der frostempfindlichen Pflanzen notwendig wurden. Dadurch kam ich mit der Tagebucharbeit in Verzug.

Sog und Müßiggang

Auf dem Schotterhügel, den ich für die kleinen Eidechsen eingerichtet hatte, sah ich das erste Junge dieses Jahres, kaum 3 cm lang. Fünf der Alten lagen kreuz und quer in einer Mulde der Kräuterspirale und wärmten sich schon in der Morgensonne.

In dem Roman „Das Vorkommnis“ von Julia Schoch über seelische Verirrungen in Familienzusammenhängen, las ich einen neuen „Ost-Ton“. Kein Gejammer, keine politische Aufarbeitung – nur eine unprätentiöse, nüchterne, schnörkellose Sprache, die auf den Punkt bringt, worum es geht: formbare Erinnerung und ihre Folgen. Außerdem lese ich Gespräche mit Wolfgang Rihm. Er spricht mir oft, wenn es um die künstlerische Arbeit geht, aus der Seele. Ich bin mit dem Strömen, Strudeln und mit dem Sog meiner Arbeit nicht alleine.

Greife ich bei den Buchmalereien auch in den Aquarellkasten, dann wird die Szenerie, wie heute, etwas aufgemischt. Es ging etwas rabiat zu, aber das brachte neue Aspekte und Leben in den „Orchestergraben“. Lektüre, Gartenarbeit und Müßiggang bestimmten den gestrigen Nachmittag. Das fällt mir etwas schwer, tut aber gut!

Reduktion

Die entscheidenden Dinge für die weitere Arbeit bleiben Reduktion und Langsamkeit. Beim Pflanzengießen entdeckte ich weit oben an den Fenstern, ein Wespenartiges Insekt, das sich verflogen hatte. Ich unterbrach das Wässern, holte ein Glas, fing es ein und ließ es draußen frei, wo es in Richtung Südwesten das Weite suchte.

Für die Umrisslinien innerhalb der Buchmalereien, setze ich Farbflecken mit viel Wasser und umrunde sie mit Aquarellstiften. Ich glaube, dass ich entweder Abstand zu diesen Figuren bekommen oder näher herangehen muss, um weiter zu kommen. Dabei hat das Hineinzoomen in die Motive einen ähnlichen Effekt, als wenn ich vor ihnen Kulissenarchitekturen aufbaue, um eine andere Perspektive zu gewinnen.

Gestern hatte ich den Impuls, eine Osterpause einzulegen. Rolle 9, die mich beim Weiterzeichnen oft heftig in den Produktionsstrom reißt, müsste ich dann meiden. Am Bahndamm, wo ich die Brombeeren zurückgeschnitten, und eine Weide gepflanzt habe, entsteht so etwas, wie ein neues Gärtchen. Ich könnte mich also darum kümmern, die Tagebucharbeit machen und das andere lassen.

Lücken

Ich denke daran, die sich überlagernden Umrisse einzeln auf Rolle 9 zu zeichnen, voneinander getrennt. So kann ich mich jeder einzelnen Figur konzentrierter widmen. Das Verfahren würde den „Scherbengerichten“ von 2016 ähneln. Kleinere Serien dieser Umrisse wären so weiter zu verarbeiten, dass sie immer mehr aufgesplittert werden.

Mit Alexander besprach ich gestern, hier im Atelier, einen Herangehensweisen für unser Kreislauf – Projekt. Mir sind die Räume nun klarer, um die es geht und der Umfang der avisierten Installation wird deutlicher. Eigentlich will ich erst weiter denken, wenn das Vorhaben gesichert ist. Aber die Entwurfsmaschine rattert im Kopf.

Mit viel Ausdauer arbeitete ich gestern an Rolle 9 weiter. Dabei treten neuerdings in den dichten Liniengesträuchen Lücken auf. Manche Umrisse lasse ich einfach leer, zeichne also die durchscheinenden Strukturen nicht hinein. Das hat zur Folge, dass die Dichte der fortlaufenden Komposition aufgelockert wird. Diese Leerstellen sind in einem Gitter, das in der Form solcher Zeichnungen geschweißt wird, Räume für dessen Begrünung an einer Wand.

Strenge

Die Buchmalereien versuche ich mit Disharmonien zu verstärken. Am Morgen hatte ich den Impuls, strenger werden zu müssen. Das ist eine Reaktion auf die Kriegsberichterstattung. Kann man ihr Schönheit entgegensetzen?

Das kontinuierliche Weitermachen gerät unter einen anderen Stern. Das Überleben der Gestaltung muss sich gegen die Gravitation der Gewalt, die alles verschlingt, bewegen. Kraftspender sind die Buchmalereien und Rolle 9, die mir die Möglichkeit gibt, meditierend auszuharren und mich selbst im Lärm zu behaupten. Das stiftet auch die Kraft, die ich benötige, meinen Schülern in diesem Chaos der Seelen, ein Kompass zu sein.

Durch die Beschäftigung mit dem Kreislaufvorhaben und seiner Vorbereitung, hatte ich meine Liste von Projekten zu vervollständigen. Viele hatte ich vergessen. Indem alles noch einmal aufleuchtet, beugt es dem Nachlassen der Intensität der Arbeit vor. Es spendet Energie. Aber auch beim Nachdenken über die Kreisläufe verliere ich den spielerischen Zugang.

Rotationen

Der Leopard im Zoo läuft einen Kreis, der sein Käfig ist. Er streicht am Gitter entlang und schaut nach den Kleinen in den Kinderwagen, meint meine Tochter. Das Kreislaufgitter, das Alexander und ich an der Schule anbringen wollen, sollte mit einjährigen Kletterpflanzen bewachsen werden. Aus ihren Samen werden dann die Exemplare für das nächste Jahr gezogen.

Landgewinne und Verluste an Leben. Die Kosten sind immer zu hoch und können nur durch die vernünftige Erkenntnis dessen eingegrenzt werden. Die Voraussetzung dafür ist die Hoffnung, die Gespräche möglich macht. Aber sind das mehr als wiederkehrende Rituale, vorgefertigte Texte aus Einnerungs – Rückkopplungs – Lärm? Rotierende Panzerketten, Drohnenloopings und sich schließende Belagerungsringe.

Im Atelier laufe ich zwischen meinen Sammlungen herum. Die Mittelsäule gibt dabei den Weg um sie herum vor. Der Gedanke an Reduktion fällt schwer. Einzig ein langsam schwindender Bewegungsraum motiviert mich, einen großen, leeren Müllcontainer hereinzufahren, um ihn mit Überflüssigem zu füllen. Es gleicht einer letzten großen Arbeit, bevor sich der Kreis schließt.

Rückkopplung

Mit den Umrissen der Farbflecke suche ich nach einer neuen Möglichkeit, in den Buchmalereien Spannung zu erzeugen. Während einer Arbeitspause, sah ich im C/O Berlin Arbeiten zum Thema Wolken. Sa gab es Anklänge, die ich mir zunutze machen könnte. Es ist die Frage, ob die Überschneidung von Umrissen und die dadurch entstehenden Schnittmengen-Figuren, eine Form haben, die sich auch digital erweitern ließe. Die 3D-Programme haben Werkzeuge mit denen sich das gut machen ließe.

Ein Algorithmus für Gesichtserkennung wurde mit einer auf die Wolken ausgerichteten Kamera verbunden. Sie wurde ausgelöst, sobald ein Gesicht zu erkennen war. Meine eigene Fähigkeit, Dinge wieder zu erkennen, die ich ähnlich schon einmal gesehen habe, ist ziemlich ausgeprägt. Ich bringe Erscheinungen in Deckung, die sich nur entfernt ähnlich sind. Das führt mich manchmal in die Irre. Das wirkt sich auch auf meine Arbeit aus. Dort entsteht eine Art Rückkopplungseffekt der Erinnerungsschleifen.

Die Buchmalereien sehe ich in den letzten Tagen nur noch als ein Grundmaterial an, das für die Entwicklung weiterer Arbeitsgänge genutzt werden soll. Ihre Eigenständigkeit ist mir gerade nicht so wichtig. Für etwas Aufmunterung sorgt der Blick auf Rolle 9.