In Bezug auf meine Arbeit am Kraftfeld schrieb Susanne: „Das Handwerk versetzt dem Nachdenken große Schübe…“. Ich lese ihre Sätze aufmerksam noch einmal, jetzt nach etwa 10 Jahren. Dann gehe ich an die Bemalung des Reliefs mit Schellack, zunächst auf weißem Grund. Dann immer mehr Schichten, auch von weißen Höhen dazwischen, die irgendwann leuchten sollen, als helle Wegzeichen im Raum. Später kommen dann Graphit, Tusche und die Kinderschrift, in orientalisch-arabisch-kyrillischen Buchstaben, hinzu. Ein Gekritzel des Gedenkens an die Fluchtstationen, die Namen der Zurückgebliebenen und Toten.
„Die Zeit kann auf der Pergamentrolle verändert werden, es gibt Möglichkeiten zu Diskontinuitäten, um einen Zeitstrahl mit einem Element zu verbinden, das erst später in Entstehung kommt.“, heißt es im Kraftfeldtext. So habe ich die Blütenblätter des Porzellanreliefs behandelt, sie vor ein paar Tagen weiter hinten auf die Rolle gezeichnet, wo sie jetzt von den Stasitexten aus dem Jahr 1982 eingeholt werden. Dort zerbröselt alles zum Ornament des vorzeitigen inneren Rückbaus des Palastes der Republik.
Die Reliefs erleben nun in eine neue verdichtende Phase der Rekonstruktion. Das geschieht auch mit dem alten aufgefundenen Text. Es wird auch eine Verbindung zur Arbeit „Mein Leben in Deutschland“ gezogen, die ich in den Neunzigerjahren auf Packpapier auf Nessel gemalt habe. Dieser Bezug zur Fortsetzung der Arbeit im Kraftfeld, bildet nun eine Abzweigung auf meinem Weg zur Rekonstruktion. In einer Schleife geht es dann zurück zum Weg, der steil auf den Pass führt.