Dynamisches Perspektivnetz

Die Gruppe von Menschen, die zum Themenkreis „Palast der Republik“ interviewt wurde, ist offensichtlich sehr uneinheitlich und kann sich innerhalb noch einmal in Sektionen gruppieren. Wenn ich mir die Ausrichtung der verschiedenen Erinnerungsperspektiven als zweidimensionales Netz vorstelle, an dessen Kreuzungspunkten die unterschiedlichen Haltungen aufeinander treffen, sich vielleicht verknoten und somit richtungsmäßig abgelenkt werden können, zeigt es eine dynamische Struktur.

Kommt eine dritte Dimension hinzu, vielleicht in Form eines schwerwiegenden Ereignisses, das mit seinem Gewicht in dieses Netz fällt, werden die Knotenpunkte auf die Probe gestellt, verrutschen oder reißen gar. Das Kontinuum der kommunizierenden Perpektivschnüre wird gestört und würde sich danach neu ordnen. Dieses Bild des Perspektivnetzes lässt viele weitere Gedankenexperimente zu.

Auf Rolle 10 zeichnete ich mit dem Umriss der dritten Buchmalerei von gestern weiter. Die Texte der Tonbandprotokolle des MfS fragmentieren sich langsam und bekommen die Struktur, die die inhaltliche Entzifferung schwieriger werden lässt. Langsam entstehen so die Formen, mit denen ich auf den Reliefs weiter arbeiten kann.