Meine Art der Erinnerung wird durch meine Bewegung durch die Welt und durch die Bewegung der Menschen um mich herum beeinflusst. Assoziationen, die aus den Erinnerungszeichen migrantischer Gesellschaften erwachsen, suchen nach vergleichbaren Figuren im eigenen Erleben. Um die Ecke befindet sich ein Restaurant mit dem Namen „Mogador“, der verschiedene Bedeutungen haben kann. Orte, Schiffe oder levantinische Erzählungen sind mit dieser Insel der Erinnerungen verbunden.
Ein marokkanisches Geschichtsnetz trifft auf meine preußisch – schlesischen Prägungen. Der wandernde Schreiner Fitzner, der mit einem Modell des Breslauer Domes auf einem Plattenwagen mit Holzspeichenrädern in Deutschland unterwegs war, ist mein leiblicher Großvater, der sich in Berlin bald aus dem Staub gemacht hat. Dieses Abschneiden von familiären Bindungen, Verpflichtungen und die Rigorosität, mit der solche Entscheidungen durchgezogen werden, ist Teil meiner Prägung. Ich erinnere die Trennungen und die Wanderschaften, ohne sie erlebt zu haben.
Familien, die sich an diesen Ramadanabenden im „Mogador“ versammeln, haben eine sehr patriarchale und traditionelle Ausstrahlung. Die Frauen tragen Kopftücher, die Männer Bärte und die kleinen Töchter sehen aus wie Prinzessinnen. Alkohol wird grundsätzlich nicht ausgeschenkt. Ich denke an meine Reisen durch Südspanien und Marokko, denke mir meinen Großvater mit seinem Modell in Tanger…