Bilderschrift

In Wroclaw sah ich deutsche Inschriften, die an Häuserfassaden mit Meißelhieben unkenntlich gemacht wurden. Vor mir auf dem Zeichentisch wird die Transparentpapierrolle, die dort mäandernd aufgerollt steht, von der Sonne durchschienen. In den Zeichenfragmenten wird die schwankende Tektonik der oft durchgezeichneten Schreibmaschinentypen deutlich. Der Inhalt wird verschliffen und löst sich auf.

Die entstehenden expressiven Zeichen übertragen die Widersprüchlichkeit der Bewahrung durch das Auslöschen, des Auslöschens durch Bewahrung und des Erinnerns durch das Vergessen. Die sich verändernden Perspektiven, aus denen wir den Zeitraum durchschreiten, bestimmen die sich wandelnden Inhalte.

In der Beobachtung dieser Vorgänge schleicht sich die Gefahr der Ungenauigkeit des Blickes ein. Deswegen muss bei der Verwandlung der Schreibmaschinentypen in abstrakte Zeichen, Genauigkeit walten. Während ich die Buchstaben wieder und wieder, leicht verändert durchzeichne, werden sie Gegenstände. Es entsteht eine Bilderschrift.