Byzantinisch

Auf der Wiese sprach ich mit einem türkischen Liedermacher, der gerade seine Heimat verlassen hat. Dann hörte ich, während der Buchmalereien, seine Lieder im Netz. Zu den durchgedrückten Linien des Vortages entwickelten sich Konturen von Resonanzkörpern, die zu Saiteninstrumenten gehören könnten. Die Zwischenräume rückten dann in den Vordergrund, wie der musikalische Klang.

Die Weiterarbeit an der Bemalung des „Entgoldungsreliefs“, führt in die Formensprache byzantinischer Mosaiken. Der Moment ist gekommen, an dem die lang ersehnte Wiederaufnahme der Lasurmalerei beginnt. Die Folge ist, dass der Akt der Entgoldung keine Dekonstruktion mehr beinhaltet, sondern eher eine Aufwertung der vergoldeten Partien des Porzellanreliefs. Das Blattgold allerdings, wird ersetzt durch das Schreinergold Schellack, das sich mit den Fragmenten der MfS-Tonbandprotokolle und den Linien des Kraftfeldreliefs zu einem dialogischen Erinnerungsparcour schichtet.

Was die Verdichtungen dieser Arbeitsphase noch zutage fördern werden, wird dann bei der Bearbeitung des „Geheimalphabets“ aufgehoben. Morgen fahre ich, passend zur gegenwärtigen Beschäftigung, zu einem Klassentreffen nach Thüringen.