Strukturen nahe bei mir

Die Sonne hinter meinem zerschossenen Gärtchen scheint auf eine Holzplatte, die ich gestern auf dem Weg ins Atelier gefunden habe. Es sind verleimte Buchenstücken, die handlich unter meinen Arm passten. Jetzt liegt sie auf meinem malträtierten weißen Tisch und ich schreibe darauf.

Mein Blick auf Strukturen nahe bei mir schärft sich. Das beginnt mit meiner Haut, deren Linien sich bei Handabdrücken von Aquarellfarbe auf Papier, hell abbilden. Sie vermischen sich dort mit den lichten Linien der Papiergravuren. Beides verstärke ich zunehmend mit dunklen Beistrichen, die dann ein Eigenleben entwickeln.

Gestern zeichnete ich weiter auf Rolle 10 und vervollständigte dabei die Figur vom 24. und 26. 9.. Dann aber kümmerte ich mich weiter um die Sturmschäden. Dabei schnitt ich die geflochtene „Rokokoweide“ zurück und verarztete ihre Risse mit Klebeband, richtete sie wieder auf und hoffe, dass sie sich im kommenden Frühjahr wieder berappelt.

Asbest

Erst jetzt, da die Buchmalereien fertig sind, schaue ich nach Umrissen und Formen, die für die Weiterarbeit auf Rolle 10 interessant sein könnten, deren Strukturen ich übernehmen möchte. Gestern arbeitete ich dort mit der ersten Malerei vom 24.09., ließ das Motiv etwas kleiner, damit das Volumen einen Kontrast zu den vorhergehenden bilden kann.

Im alten Holzlager, das Deniz „Balken“ nennt, liegen noch immer die Trümmer, die vom Einschlag der „Fliegenden Leiter“ herrühren. Am Morgen habe ich eingemummt und mit einer Atemmaske versehen, meine Arbeit dort oben zusammengeräumt, abgedeckt und teilweise hinaustransportiert, damit die Teile nicht noch mehr mit Asbest kontaminiert werden, das von den gebrochenen Eternitplatten freigesetzt wurde. Bevor dieser Raum nicht gründlich gereinigt wurde, werde ich mich da nicht mehr aufhalten.

Ein Eisengestell, das im Gärtchen ein stabilisierendes Element für die vielen Insektenunterschlüpfe bildete, wurde von einem großen Dachteil getroffen, genau, wie die geflochtene Weide. Da ist vieles gesplittert und zerschlagen worden. Alles zusammen hat aber dafür gesorgt, dass nicht noch mehr Trümmer durch die Atelierscheiben flogen. Mittlerweile sind alle Dachsplitter aus dem Gärtchen entsorgt, und ich kann mit dem Aufräumen beginnen.

Aus dem Tritt kommen

Ein Dachsplitter durchschlug meinen Gartenschlauch. Ich merkte es erst heute, als das Gärtchen zu wässern war. So ist mitten zwischen den Bäumen eine Sprinkelquelle entstanden. Die großen Bäume, die die Wände des Unterrichtsgebäudes eingedrückt haben sind von großen Maschinen in anderthalb Stunden abgeräumt worden. Ihre Kronen fehlen nun am Himmel.

Aus dem Wirbel um die Wetterschäden heraus, möchte ich auf Rolle 10 nun endlich wieder neue Fragen aufwerfen. Das sollte mir mit meiner Zeitmaschine gelingen, mit der ich Strukturen aus der Vergangenheit in die Zukunft transferieren kann. Dort begegnen sie später dem Material, dessen Entwicklung jetzt beginnt.

Wenn ich die zeitliche Kontinuität außer Kraft setzte, hoffe ich zu anderen Antworten zu kommen, als bisher. Ein solches Vorgehen kann auch die Starrheit der Figurenfriese auflösen, die sich auf Rolle 10 im Gleichschritt aneinanderreihen.

Windhose

Am Freitag hat eine Windhose auf dem Tevesgelände große Schäden angerichtet. Auch mein Gärtchen und mein Atelier haben einiges abbekommen. Scheiben gingen zu Bruch, Leitern flogen durch die Luft und durchstießen unser Dach, in dem nun große Löcher klaffen. Bäume wurden entwurzelt oder brachen an der Basis ihres Stamms und krachten in das Gebäude, in dem sich Unterrichtsräume befinden. Die Oberlichter der Restaurantküche sind geborsten und überall liegen die asbestverseuchten Dachtrümmer herum.

Es fällt mir schwer, in diesem Chaos zu arbeiten. Eigentlich würde ich mein Gärtchen gerne aufräumen. Das muss aber nun eine Spezialfirma machen, die die ganzen Dachbrocken verpackt. Auf dem ganzen Atelierboden sind Glassplitter verteilt, auf den Arbeitstischen und in den Regalen. Eines der Eternitfragmente flog diagonal durch den Raum, nachdem es ein Fenster durchschlagen hatte. Davon hat auch Rolle 10 ein Loch bekommen.

Die Buchmalereien haben in den letzten 3 Tagen auf diese Situation reagiert, sie haben das Wetter nachgebildet und die Geschwindigkeit der Geschosse, die Wirbel der Windhose und die vertrackte Trümmerarchitektur. Es ist gut, das auf diese Weise loswerden zu können. Am Tisch sitzend bebt mein Inneres. Der zerschossene Garten beugt sich zu meinen Händen.

Schauspielpremiere

Die erste Premiere im Schauspiel Frankfurt sahen wir gestern. Mateja Koleznik inszenierte Molieres „Der Geizige“. Ich Erinnere mich an „Yvonne die Burgunderprinzessin“ von ihr – ein hoch artifizielles Kunststück. Diesmal fehlte Schärfe, die zunächst der Text hergeben müsste. Er war aber wolkig weich von der Dramaturgin neu zugeschneidert. Im Programmheft gab es keinen Hinweis auf die Übersetzungen, auf denen dieser Text basiert. In der Situation, in der die KI sich ungefragt bereichert, ist das ein großes Versäumnis. Peter Schröder, der Hauptdarsteller, bekam frenetischen Applaus. Das rührte ihn sehr. Mich ließ die Inszenierung etwas kalt. Da war ich der Spielverderber auf der Premierenfeier.

Die Reihung der Umrisse wurde auf Rolle 10 weitergeführt. Heute will ich das aber brechen, rückwärts rollend auf dem Transparentpapier durchzeichnen und mit der Richtungsänderung mehr Spannung aufbauen. Es kann nicht immer nur um Verdichtung gehen. Und noch einmal fallen mir die Zwischenräume ins Auge. Sowohl die der Buchmalereiumrisse als auch die zwischen den Skulpturen der Altarwände des Klosters in Lalung.

Im Foyer der Schauspiels traf ich den neunzigjährigen Karlheinz Braun, wach und freundlich im Gespräch. Er erzählt von seinen Buchprojekten… Das ist großartig.

Kette von Suchbewegungen

Durch Reisen, Termine und andere Ablenkungen wird die Arbeit nicht vollständig unterbrochen. Anknüpfungspunkte von Vortag, durch die ich die Buchmalereien fortführen kann, reihen sich zu der Kette von Suchbewegungen auf, die meinen Arbeitsalltag bestimmt.

Die Umrisse aus den Büchern, die auf Rolle 10 erscheinen, möchte ich flexibeler nutzen. Bisher war mir die Sichtbarkeit der groben Komposition der kleinen Formate wichtig. Das will ich nun, zugunsten einer spannungsvolleren Reihung der Transparentpapierfriese, aufgeben. Das soll durch freiere Kombinationsmöglichkeiten der Figuren geschehen. Vorgestern entstand in der ersten Malerei ein Paar, das sich dafür eignet, mit anderen Umrissen von anderen Tagen zu interagieren.

Auch will ich mich an die skulpturalen Silhouetten und deren Zwischenräume der Altarwände vom Kloster in Lalung annähern. Damit lässt auch ein Rückgriff auf die Arbeit, die vor 4 oder 5 Monaten entstanden ist, bewerkstelligen. Mit der abermaligen Spiegelung von älterem Material in die Zukunft der Transparentpapierrolle, also in de Nähe ihres Endes, komme ich wieder zum Entgoldungsprojekt zurück, für das ich noch ein paar Reliefs anfertigen möchte.

Verbindungslinien I Gründerpreis

Manchmal erscheinen die Linien, die ich im Durchgang zum Hauptraum vom Kloster Tabo nachempfunden habe, abgewandelt in den Buchmalereien. Diese groben Striche, ohne eine wichtige Bedeutung, werden für mich, neben den verschlungenen Schwanzfederornamenten, die Verbindungslinien in die Zeiten der Ausmalung der Klöster.

Am späteren Nachmittag begann gestern die Vergabe des Gründerpreises der Stadt Frankfurt, der von der Wirtschaftförderung vergeben wird. Wie immer, bin ich eingeladen, weil ich vor ein paar Jahren die Preisfigur gestaltet habe. Im Römer werde ich zu dieser Gelegenheit mit einer völlig anderen Welt konfrontiert. Vertreter der Stadtpolitik und der Wirtschaft begegnen mir da.

Aber auch kreative Gründer von zumeist kleinen Unternehmen sind unter den Gästen. Gestern lernte ich auf dem Mainschiff, wo die Party stattfand, eine Designerin kennen, mit der ich mich über unsere Produktionsmethoden unterhalten habe. Dabei ging es auch um die Transparentpapierrollen als Experimentalstrecke für Ornamenterfindungen.

Energiesystem

Vor mir auf dem Tisch steht die durchleuchtete Rolle 10. Dort lösen sich aktuell die StasiDADA-Strukturen auf. Das geschieht zugunsten der tausend Jahre alten skulpturalen Schwünge der Schwanzfederornamente von den Garudabegleiterinnen aus dem Lalung-Kloster. Mit der Dichte der Überlagerungen vermehren sich die Gründe, sich in das Material zu vertiefen. Ein Energiesystem, das über tausend Jahre hinweg funktioniert.

Die Umrissfiguren auf dem Transparentpapier, die von den Buchmalereien stammen, sind etwas gleichmäßig groß. Diese Eintönigkeit kommt der Aufmerksamkeit zugute, die sich dann auf die ausfüllenden Gesträuche richtet. Das Gesamtbild bleibt aber geschwächt. Mit einer Rückrollaktion, die beim Durchzeichnen über die Umrisslinien hinweggeht, kann das verhindert werden.

Gestern besuchte ich Franz, der nach unserer Himalajareise fragte. Ich erzählte ihm vom Rinpoche von Tabo, der mein früheres Leben bei den Malern verortete, die die Klöster im Spitital ausgestaltet haben. Diesem Gedanken kann ich folgen, indem ich meine Rezeption dieser Gestaltungsformen durch weitere konzentrierte Arbeit intensiviere. So kann ich tiefer in meine Verbindung zu den alten Bildern eindringen.

Rinnsal

Immer mal, wenn der kontinuierliche Fluss der Arbeit nahe am Versiegen ist, wenn nur das dünne Rinnsal der Buchmalereien plätschert, schleicht sich etwas Lustlosigkeit zwischen die Landschaft der fordernden Augen, die mich zu umgeben scheint.

Weil einige Termine anstehen, komme ich in der kommenden Woche sicherlich nicht so recht zum konzentrierten Arbeiten. Manchmal während der Beschäftigung mit den kleinen Formaten in den Büchern, bewegen sich nur die Hände und füllen den Zeitraum mit Spuren, die nicht gedacht sind.

Die Sonne leuchtet matt hinter einer Wolkendecke, kommt nur so gefiltert durch die Glasfront des Ateliers. Nach den vielen Autostunden im gnadenlosen Licht am Wochenende, ist das erholsam. Im September erlebe ich manchmal eine Sehnsucht nach der Dunkelheit des Winters.

Handwerk

Natürlich könnte ich nun die Verdichtung auf Rolle 10, die mit dem Durchzeichnen beim Rückwärtsrollen entstanden ist, mit einem Vorwärtsrollen erneut verdichten. Das hatte ich früher schon so weit getrieben, dass durch die Wiederholungen das Papier vollständig schwarz geworden ist. Die dichten Gesträuche der letzten Tage, gelangen nun in die vergrößerten Umrisse der heutigen Buchmalereien.

Wenn ich die Kästen meiner Grafikschränke aufziehe, stoße ich auf die Arbeit, die vor vielen Jahren entstanden ist. Dort geht es ziemlich ungeordnet zu. Radierungen, Collagen, Holzschnitte, Zeichnungen und Aquarelle zu den verschiedensten Themen liegen dort durcheinander. Diese Rückblicke sind zumeist recht beglückend. Schaue ich zu unkritisch darauf?

Seit einiger Zeit habe ich mich von den digitalen Techniken verabschiedet. Der haptische Umgang mit Material ist mir wichtiger geworden. Mit Pappmache, Holz, Papier, Tusche, Aquarellfarben, Graphit und Schellack fühle ich mich wohler. Da Sonnenlicht, das ins Atelier kommt, bestätigt dieses Vorgehen, indem es die Wirkung des Materials, das durch meine Hände gegangen ist, aufleuchten lässt. Das Handwerk scheint dort auf.

Rückwärtsrollen

Um mich während der Tagebucharbeit etwas zu ordnen, mache ich zwischen dem Malen und dem Schreiben zumeist eine kleine Pause. Dann gehe ich auf die Wiese oder ins Gärtchen, um zu schneiden, zu flechten oder zu räumen. Das Betonschlagloch auf dem Platz, das ich als Vogeltränke nutze, befreite ich heute vom Flugsand, der von der Baustelle angeweht wird. Das Wasser ist nun wieder klar.

Gestern rollte ich die Transparentpapierrolle etwa 45 cm rückwärts und verdichtete zeichnend die durchscheinende Struktur. Manche der Figuren doppeln sich dabei dicht beieinander. Das kommt daher, dass der hintere aufgerollte Teil die Hälfte des Durchmessers wie der vordere hat. Beim Rückwärtsrollen kommen so die Motive nach einer zweimaligen Umdrehung etwa dort an, wo sie nach einer Drehung von vorne nach hinten wieder erscheinen. Diese Dopplung in dem Gesträuch verweist deutlich auf seine Ordnung.

Beim Besuch einer Ausstellung von Fotos und Installationen von Martha Rosler, fiel mir insbesondere der Raum zwischen Bildern und zugeordneten Worten auf. Das ist etwas, worauf ich innerhalb meiner Arbeit noch mehr Augenmerk legen sollte.

Neue Gesträuche

Besonders wenn ich mit der Holznadel Gravuren in die Seiten der Tagebücher grabe, tritt mitunter eine Linienstruktur auf, die den Bleistiftzeichnungen der Siebzigerjahre ähnelt. Über 50 Jahre lang haben motorische Codes in mir überlebt, die ich mir damals antrainiert hatte. Mein Körper stellte die Verbindung zu dem, was ich sah und zu Papier bringen wollte, her und fand so etwas, wie einen Stil. Wenn der heute wieder hervortritt, sucht er andere Verbindungen.

Die neuen Gesträuche, die entstehen, setzen sich aus den Schwüngen des Schwanzgefieders der Garudabegleiterinnen aus Lalung, den Abriss-Strukturen des Palastes der Republik und den Tonbandprotokollen des IM „Lutz Lange“ zusammen. Alls das konnte ich als ich 1977 an der Waldbahnstrecke zwischen Waltershausen und Sundhausen den blattlosen Strauch zeichnete, noch nicht wissen. Aber diese Zeichnung bildete die Architektur, die das aufnehmen konnte, was dann kam.

Sichtbar wird das nun auf Rolle 10. Gestern vergrößerte ich die Umrissfiguren der ersten Buchmalerei vom Morgen und zeichnete sie auf zwei Transparentpapierbögen. Das war die Grundlage für die Übertragung auf die Transparentpapierrolle, um das ins Werk zu setzen, was ich oben beschrieben habe.

Kein Federlesen

Unter etwas Zeitdruck kommen die Buchmalereien schneller auf den Punkt. Es geht gröber zu, Umrisse werden einfacher, geradliniger und kantiger. Keine verspielten Schwünge, eher Baustelle und nicht viel Federlesen. Der Kontrast der vielgeschwungenen Garudabegleiterinnen von Rolle 10 sollte die Collagen auflockern.

Tobias Kruse schickte ich meine Auswahl der Portraitfotos. Bei der Vorbereitung eines Leihvertrages mit dem Humboldt Forum korrigierte ich eine Angabe auf der Anfrage: die Transparentpapierrolle ist nicht 500 cm lang, sondern 5000 cm. Bislang sind keine Reliefs angefragt. Nur ihre entwurfsmäßige Entstehung auf Rolle 10 wäre sichtbar.

Damit bin ich noch nicht ganz zufrieden und denke an eine Aktion, die meine Reliefs mit dem Porzellanrelief im Restaurant konfrontiert. Darüber sollte ich noch mit den Kuratorinnen reden. Vielleicht wäre auch eine Veranstaltung denkbar, die das Projekt Stasi DADA zum Inhalt hat, oder eine abermalige Zusammenarbeit mit Tobias Kruse…

Saisonstart in Frankfurt

Gestern sahen wir uns den Saisonstart der Frankfurter Galerien an. Das Bild ist auf eine seltsame Weise kontrastarm. Vieles erscheint von lebensverbundenen Arbeitsweisen losgelöst. Es geht um wenig und kommt etwas steril rüber. Mit meinen Arbeitsweisen hat das alles wenig zutun.

So erscheint das Ankommen am Montagmorgen im Atelier erholsam. Auch im Zweifel an meinem Tun fühle ich mich wieder zu Hause. Die Collagenreihe wird etwas verändert fortgeführt und findet mit den kleinen Texten ins Netz. In den Buchmalereien sind die Befindlichkeiten aufgehoben, besser als in den Worten.

Tobias Kruse wartet auf meine Bilderauswahl seiner Aufnahmen, die ich vorgestern gemacht habe. Und das Humboldtforum will einen Leihvertrag für die Transparentpapierrolle machen. Ich muss mir einen Preis für die 50 Meter lange Rolle voller Zeichnungen ausdenken…

Übergang

Nun beginne ich mich mit den Figuren des Goldenen Klosters in Lalung zu beschäftigen. Aus der Fülle wählte ich zunächst zwei Vogeldarstellungen mit Menschenköpfen und langem ornamentalen Schwanzgefieder aus. Sie flankieren die Hauptpersonen der Friese. Zwei von ihnen zeichnete ich auf Transparentpapierbögen, um mich damit weiter auf Rolle 10 beschäftigen zu können.

Vor einem guten Monat beendete ich dort zunächst das Stasithema. Jetzt kann ein Übergang zu anderen Gegenständen der zeichnerischen Beschäftigung geschaffen werden. Die Überlagerungen werden die Richtung angeben, die dann eingeschlagen wird.

Natürlich bekommt die Arbeit an den Buchmalereien hier im Atelier neuen Schwung. Am offenen Rolltor, mit Blick in den kleinen Dschungel des Gärtchens, zu arbeiten ist etwas anderes als an den Hoteltischen oder im Flugzeug. Aber auf dem Dach von Tachis Haus in Lalung sind Linienkompositionen entstanden, die von Tabo inspiriert wurden. Damit ließe sich auf Rolle 10 ebenfalls etwas entwickeln. Wenn der Ringpoche, mit dem wir gemeinsam gegessen haben, schon meint, ich könne in meinem vorigen Leben vor tausend Jahren ein Maler der Klöster gewesen sein, spornt mich das schon etwas an!

Portrait

Am Morgen flocht ich ein paar Triebe der Weide zu Ringen, aus denen dann Triebe sprießen, die wieder zu Ringen geflochten werden können. Dabei sang ich vor mich hin: “Valentines Day“ von David Bowie.

Es fällt nicht ganz leicht nach vier Wochen Himalaja in die Atelierarbeit zurück zu finden. Die Suchbewegungen sind vage und führen über eine zurückhaltende Farbigkeit in den Buchmalereien zu den Collagen, die weniger kontrastreich ausfallen. Das ist die Vorsicht im Porzellanladen! Aber es gibt 900 Fotos und einige Zeichnungen, die ich in den tibetischen Klöstern gemacht habe. Das ist Material für Rolle 10.

Tobias Kruse hat die Fotos geschickt, die er von mir hier im Atelier gemacht hat. Ich soll aussortieren. Dabei kann es nicht um Qualität gehen, denn die ist gleichmäßig hervorragend. Es muss um die Zielrichtung gehen, für die die Aufnahmen stehen sollen. Und da scheint mir der Raum um mich, in dem meine Arbeit entsteht, fast wichtiger als mein Portrait zu sein, oder er ist ein wesentlicher Teil eines Bildes von mir. Dabei geht es um Materialität, Natur- und Kunstlicht und auch um die entstehenden Arbeiten um mich herum.