Die Schichten türmen sich: Tusche, Knochen, Schellack, Müll und Klang. Die Gelbmützen singen murmelnd und die Licht-Glas-Chöre Plestrinas stahlen. Immer wenn ich eine Schicht anhebe, setzt sich ein Klang frei: GIMME SHELTER. Während des Zeichnens an Rolle 11 hörte ich gestern ein paar Rolling Stones Alben und dachte daran, wie mir Charlie Watts in der Voodoo Lounge beim Zeichnen über die Schulter schaute. Er – der Trommler und Zeichner.
Vor mir im grauen Gegenlicht steht Rolle 11 mit den Tusche-Umrissen der letzten Tage. Dahinter fällt Regen auf die gesprungenen Erdränder meiner Schafgarbenwiese. Die Sprünge sehen den Gesträuchen meiner Schichtenzeichnungen ähnlich, meinen Handballenabdrücken und all den Linien, die mich durch die Zeiträume schicken.
Die Buchmalereien werden figurenreich. Ich sehe sie, wie man Menschen zu ahnen glaubt in den Zwischenräumen der Blicke, ausgelöst durch das Blinzeln. Ich könnte sie immer realistischer werden lassen, was ich aber nicht will. Ich bin ja kein sozialistischer Realist geworden. Immer noch flüstert aber meine Transparentpapierrolle, neben dem „Lied von der Roten Fahne“ von Willi Sitte im Humboldtforum, die Stasi-Tonbandprotokolle von Professor Heinz Werner über mich. Das macht mich froh!