Prozession

In der südwestlichen Nachbarschaft sind hohe Wohnhäuser entstanden, die mir nun, bei diesem Sonnenstand beginnen, das Licht zu nehmen. Nur Teile des Atelierraumes bekommen noch direkte Sonne am Vormittag. Der Winter wiegt in diesem Jahr schwerer als sonst. Mit meinem Alter nimmt er an Gewicht zu. Ich räumte die restlichen frostempfindlichen Pflanzen herein und schnitt einige, auch aus Platzgründen, stark zurück.

Ein musikalisches Gespräch, das ich mit Susanne für heute Abend geplant habe, möchte ich mit Rolle 12 vorbereiten. Dafür zeichne ich die Buchmalereiumrisse in Originalgröße auf das Transparentpapier. Linien aus einem GPS-Gang auf dem Gustavsburgplatz, sollen die Motive verbinden. Es gibt aber auch eine aufgenommene Spur vom Tevesgelände… Ich glaube, dass sich der Geh-Rhythmus aus den aufgezeichneten Wegen mitteilt. Wenn sich Sprache, also Worte hinzugesellen, ist der Weg nicht weit zum Gesang, zur Prozession eines Chores.

Heute zeichnete ich viel mit Feder und Tinte in die Buchmalereien. Der malerische Charakter tritt dadurch etwas in den Hintergrund. Dafür werden die Formen konkreter. Der Abstand zu der zeichnerischen Arbeit auf Rolle 12 nimmt dadurch ab.