Tiefe der Schichten

Im Frankfurt Lab sahen wir die Lecture Performance einer jungen Frau, deren Thema eine Regiehospitanz bei Oliver Reese im Berliner Ensemble war. Die patriarchalen Verhältnisse an deutschen Theatern, wie sie beklagt worden sind, sind bekannt und haben sich in den vierzig Jahren, in denen wir mit dieser Welt zutun haben, kaum geändert. Die Protagonistin nannte wütend die Namen, sagte aber eigentlich nichts, was allenthalben bekannt ist. Das eigentlich bemerkenswerte ist der Stillstand hinter der leuchtenden Dekoration.

Mit einer differenzierten Strichstärke modelliere ich im Gesträuch der Dornenkranzsequenz einen Raum. Die hell ausgesparten Kerbschnitte von der Holzoberfläche, werden in den fortlaufenden Runden des Zusammenrollens und Durchzeichnens, auch mit den schwach durchscheinenden Linien dünn durchkreuzt. Weil die kräftigen Striche in den Vordergrund rücken, entsteht die Tiefe der hintereinander gestaffelten Schichten. In einem weiteren Schritt werden in diesem Geflecht Figuren gefunden, die sich zunehmend dort verstecken. Das wäre eine Aufgabe für die Schüler, die nachher ins Atelier kommen.

Für die Buchmalereien benutzte ich heute, neben den Aquarellstiften, dem Farbkasten mit Pinseln und der Holzhaarnadel, einen glatt durchgeschnittenen Lavastein. Mit seinen Konturen stempelte ich Farbflecken, wodurch schwebende Körper entstanden. Gegen diese allzu bunte Rundheit setzte ich Geraden, die in verschiedenen Winkeln zueinander stehen und sich kreuzen.