Unter dem Balkon meines Zimmers in der Frankenallee demonstrierten viele tausend Menschen gegen rassistische Gewalt. Ich beobachtete die Körperhaltungen der Demonstranten. Viele von ihnen strahlten eine lauernde Bereitschaft aus. Die unterschwellige Wut auf alles, was mit dem Staat zutun hat, bedient sich nun des Ereignisses der Ermordung eines Schwarzen Menschen in den USA. Die Redner forderten die Masse auf, Sätze nachzusprechen, die sie bereitwillig schreiend skandierten. Eine maoistische Atmosphäre, etwas bedrohlich. Die vielen anderen Möglichkeiten, mit Rassismus umzugehen, reichen ja eigentlich in die eigene Haltung, die erinnerte rassistische Handlungsweisen, wenn auch verdeckt, hervorbringt.
Während der Arbeit am Wanderungsspurenprojekt, war ich ständig mit rassistischer europäischer Kolonialgeschichte konfrontiert. Dieser erinnerungskulturelle Faktor hat weitreichende Folgen für den gegenwärtigen Umgang mit dem Problem der Aneignung „fremder“ Kulturtechniken, Geschichtsstoffe oder Kunstpraktiken. Da wird oft das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Der Triogedanke, wie er beim musizieren praktiziert wird, übertrage ich auf meine bildnerische Arbeit. 3 Buchmalereien, Überlagerungssequenzen aus 3 Wiederholungen auf den Transparentpapierrollen und die 3 Werktagscollagen fügen sich ineinander. Auch innerhalb der Buchmalereien spielt die Zahl 3 eine Rolle. Derzeit beginne ich mit 3 Zusammenballungen von Gravitationsschwüngen. Aus den Kreuzungspunkten entstehen 3 Dreiecksgitternetze, die dann in 3 Buchmalereien weiter verarbeitet werden.