Menetekel

Es macht mir Freude in den Tagebüchern von 2010 zu lesen. Ich arbeitete damals an dem Relieffries der nun zerstört ist. Das tat ich genauso planvoll und regelmäßig, wie ich das gegenwärtig mit dem Väterprojekt mache. Gestern zeigte ich das zerstörte Werk meiner Frau. Bei der Gelegenheit sammelte ich ein paar Stücke der zerfledderten Objekte auf. Die einzelnen Pappflecken zeigen noch die Sorgfalt der Bemalung, wie ich mit den Reliefs geradezu liebevoll umgegangen bin. Das ist auf den kleinen Fragmenten noch besser wahrnehmbar, als auf den großen Formaten.

Ruhig zeichnete ich bin in den Abend an den Ornamentgesträuchen weiter. Während der Arbeit an den Collagen wird mir deutlich wie ich die Linienflächen variantenreich stapeln kann. Der Durchblick auf das Geschehen vom Vortag und auf die heutige Buchmalerei sammelt sich da zu einer bildlichen Beschreibung meiner Tagesatmosphären.

Der Raum, in dem ich die Rekonstruktion vom „Kraftfeld“ angehen will, das Holzlager, passt zu meinem Schreiner-Gesellenbrief. Ich habe das Gefühl, dass mich die Rekonstruktion in weitere Gefilde von Aufarbeitung älterer Themen, in meiner heutigen Bildsprache, führen wird. Exemplarisch dafür ist das Konstruktionsgerüst das beim Abriss des Palastes der Republik sichtbar wurde. Es landete zwischen den Fundstücken der Ethnologischen Wanderungsspurensuche, wie ein Menetekel und schafft einen Bezugsraum zum Humboldt-Forum. Es wird sicherlich bei der neuen Ausprägung des Frieses eine wichtigere Rolle spielen als zuvor.