Die alte Sprache

Aus einer Indigoschraffur am Anfang der 1. Buchmalerei heute, entstand eine Art Totholzfigur. Sie kam, wie die Kritzelgesten auf 1 und 3, aus dem Handgelenk. In die Wasserverläufe zeichnete ich eine Schwere. Dabei füllte ich den zuvor festgelegten Umriss mit dunklen Wellenschwüngen, die sich an der Umrissgestalt orientierten. Von Links drängen sich an zwei Stellen Figuren herein, die vom Rest des abstrakten Geschehens nicht akzeptiert wurden. Aus dem Totholz sprossen dann aber doch noch ein paar lebende Ranken hervor.

Mit Vinzenz wuchtete ich gestern die große Kraftfeldform aus der Ecke auf den Zeichentisch. Sie beherrscht nun das Atelier. Vinz hat mich beim Absperren der Form fotografiert und schickte mir gestern noch ein paar schöne „Schwarzweißabzüge“. Leichthändig hob er Pflanztöpfe, die für mich allein zu schwer sind, auf die Tische vor den Rolltoren. Über die Zöglingsportraits, einer Reihe von Transparentpappierblättern, sind wir auf meine alte Sprache gekommen, die in Teilen aus der frühen DDR-Zeit kommt. Ich behaupte sie als einen Teil meiner Geschichte. Auch wenn ich mich mit der Sinnhaftigkeit von gegenwärtigen Sprechverboten beschäftige, hebe ich Worte und Konstruktionen auf, die nicht mehr benutzt werden sollen.

Am Vormittag möchte ich mich noch einmal mit der Entstehung des Kraftfeldes befassen. Dazu gibt es eine Sequenz auf einer Transparentpapierrolle von 2010, in der ich die Umrisse verschiedener kultureller Zeichen der Zuwanderungsgesellschaften übereinander geschichtet habe. Diese stelle muss ich nun suchen, um den Schülerinnen und Schülern erklären zu können, was wir in der nächsten Zeit tun werden.