Sog

Gestern Nachmittag, als meine Schüler weg waren, hatte ich Lust, mich schreibend zu erinnern. Das geht mit dem Bedürfnis nach Rückzug, nach einer Konzentration, die nach innen gerichtet ist, zusammen. Ähnlich, wie die Beschreibung der Malvorgänge, ist schriftliches Erinnern eine Reise. Ich verlasse die Dinge, die mich sonst beschäftigen und weiß, dass sie mir nicht folgen können, denn die Handschrift besitzt einen Sog, wie die Malerei, der ich folgen will. Aus den Farbwolken entstanden heute bauschige Figuren, deren Umrisse sich mitunter verlieren. Dort führen sie zu unbestimmten abstrakten Auswüchsen.

Die Frottagen, die die Kinder gestern von den Stegen der Kraftfeldform gemacht haben, wurden dichte Gesträuche, weil sie die Blätter immer wieder verschoben und drehten und dann weiter arbeiteten. Darin suchten sie in Folgenden Gegenstände: Haus, Hase, Vogel, Brücke, Fisch und Fischer. Dann weichten sie Papprechtecke in Tapetenkleister ein und drückten sie in die Form. In der kommenden Woche sollen sie die getrockneten Reliefs bemalen. Dabei reduziere ich die Mittel, wie immer: Wandweiß, Schellack und Tusche. Das hilft, geschlossenere Objekte zu bekommen.

Für die Collagen brauchte ich heute viel Zeit. Ich wollte die Durchlässigkeit an den wichtigen Stellen bekommen. Dabei dachte ich an Helge Leiberg, der mir mal vor 40 Jahren sagte, dass er auf einem Bild immer irgendwo die Leinwand durchscheinen lässt. Das hat sich mir eingeprägt.