Eine Blättersammlung im Romantikmuseum rührte mich besonders an. Es sind die Aufzeichnungen der Visionen der Anna Katharina Emmerick von Clemens Brentano. Die Materialität des Pergaments, der Tusche in der winzigen Schrift, der Zeichnungen und Collagen dieser protokollierten Jahre, hat etwas mit meiner Arbeitshaltung im Atelieralltag zutun.
Die Bleistiftdurchzeichnungen der Umrisse der Buchmalereien auf Transparentpapier, die ich dann für Rolle 9 benutze, liegen auf einem Stapel. Die durchscheinenden Linien verschlingen sich zu einem raumgreifenden Gesträuch. Das ist eine Herausforderung.
In der 1. Buchmalerei von heute drängen sich drei Figuren, die aus einem Handkantenabdruck entstanden sind, aneinander. In einer befindet sich eine Dreiecksgitterkonstruktion. Ein grünes Land verbindet sie mit einer weiteren Figur, die ebenfalls ein Dreiecksgitter führt. Die Gewänder bauschen weit in ihren kleinen angedeuteten Drehungen. Erst später entdeckte ich die zwei Figurenumrisse in der 2. Malerei und umrandete sie dann noch einmal mit Tinte. Sie haben eine direkte Beziehung zueinander. Die rechte verneigt sich höflich. Die andere, kleine blaue, spendet Beifall. Auf 3 geht es ziemlich durcheinander. Eine zerrissene Komposition, in der gleich etwas geschieht, das alles anders aussehen lässt.