Die Buchmalereien vom heutigen Morgen sehen aus, als würden sie nur wenig Schrift um sich herum dulden. Sie werden minimalistischer und entfernen sich von der Aufgabe, für Rolle 10 Material zu entwickeln. Was nun entsteht, sind eher Gleichnisse für Vorgänge in der Natur, chemische Reaktionen oder Zellstrukturen. Es gefällt mir, dass ich ohne einen Gedanken an die Weiterverarbeitung gemalt habe.
Gestern rollte ich das Transparentpapier, seit längerer Zeit, wieder einmal rückwärts zusammen und übertrug die Strukturen des Vortages in die, die noch vorher entstanden sind. Durch den größeren Radius der hinteren der zwei Rollen, überlagern sich die Motive mit größeren Abständen, als wenn sie aus der anderen Richtung übereinander gerollt werden. Ändere ich die Rollrichtung erneut, verdichtet sich die Struktur im neuen Rhythmus. Im nächsten Schritt kann ich das entstandene Gesträuch wieder fragmentieren oder neue Umrisse im vorhandenen Material suchen, die ich ausfüllen kann.
Bei geöffneter Tür blicke ich vom Zeichentisch aus direkt auf die benachbarte Baustelle, auf die Gruben, die aus den alten Schwemmlandsedimenten ausgehoben wurden. Manches aus den Tiefenbohrungen der Geologen wanderte in das Sammelsurium meines Gärtchens. Fundstücke der gestapelt konservierten Geschichte, auf der sich mein Atelier befindet.