Kollektivismus

Am Morgen bekamen meine Pflanzen, der Alleebaum, die Weide am Bahndamm und das ganze Gärtchen erst einmal Wasser. Das braucht seine Zeit. Kleine gemischte Spatzen-Meisen-Schwärme kommen zum gemeinsamen Baden an meine Bottiche. Weil geflochtene Weidenzweige im Wasser liegen, können sie sich hineinsetzen und planschen.

Langsam gelingt es mir besser, die abgedruckten Haarschlingen und die gezeichneten Schwünge zusammen zu bringen. Ich mache das beispielsweise mit kreiselnden Papiergravuren, die ich mit den afrikanischen Holzhaarnadeln in die Buchseiten grabe. Mit kreisenden Farbstiftlinien hebe ich sie dann hervor.

Den wochenlangen Arbeitsrhythmus habe ich seit ein paar Tagen verlassen. Rolle 10 ruht, wie auch schon eine ganze Weile die Arbeit an der Rekonstruktion des Kraftfeldes. Ich las einiges über die Documenta, die wir in den nächsten Tagen besuchen wollen und bin gespannt, was der Kollektivismus in Kassel für Blüten getrieben hat. Ich selber versuche ja innerhalb meiner Kooperationen herauszubekommen, was es damit auf sich hat. Es tut gut, mit diesen Vorhaben, die mönchische Askese vorübergehend zu verlassen.