Kontraste

Die Schwünge der Buchmalereien formen sich zu gepressten Versteinerungen alter Organismen oder zu Satellitenbildern eines Flussdeltas mit Lagunen. Die Linien können auch den Kopf eines Stieres zeigen, der sich mit den trocknenden Rändern der Gewässer bildet. Die Geraden, die aus den Flüssigkeiten wachsen, kontrastieren die Kartierungen so, wie die Farben aufeinander reagieren.

Das ausgeformte Relief ist nun so gut wie trocken. Mit mehreren Grundierungsschichten kann ich es nun weiter stabilisieren. Damit entsteht die Grundlage für die weiteren Proben seines Potentials. In einem kleinen Relieffragment, das ich für Kerstin bemalte, entwickelte sich eine zwiespältige Struktur. Die Haarlinien verweisen auf Verfall, könnten von einer Mumie stammen, was längeres Hinschauen erschwert. Die Farben hingegen leuchten, vor allem aus der Ferne. Diese Widersprüche sind Teil des Experimentes.

Zum 88. Geburtstag meiner Mutter fuhr ich gestern nach Thüringen. Im wechselnden Licht verändert sich die altbekannte skulpturale Landschaft mit ihren Baustellen. Zwischen den schweren Transportfahrzeugen auf den schmalen Behelfsspuren die Bahnen zu wechseln, ist wie Russisch Roulette. Aus der Partitur der kommenden Katastrophen steigt das Getöse des Transports.