Umrisse mit der Rohrfeder zu zeichnen, dauert etwas länger als mit den Farbstiften. Dadurch verändern sich auch die Charaktere der Figuren. Es ist, als hätten sie die Kostüme gewechselt und damit auch ihre Haltung. Der Meister dieser Verwandlungen auf unserer Schauspielbühne, ist für mich Christoph Pütthoff. Er ist ein Vertreter des stetig ruhigen Spiels, auch wenn er laut wird.
Die Schüler arbeiteten gestern weiter an der Bemalung der Reliefs. Sie stimmten mir zu, dass wir Gemeinsamkeiten in Bezug auf das Erleben russisch – sowjetischer Beeinflussungen unserer Leben, zum Gegenstand unserer Arbeit machen sollten. Die Mädchen beschrifteten ein größeres Relief mit ihren Fluchterinnerungen. Es soll den dunklen Gegenpart zum stark farbigen Relief von Mark bilden. Die Jungs begannen eines der großen Reliefs zu bearbeiten. Wir nähern uns einer konkreten Ausformung von Teilen unserer gemeinsamen Erfahrungen.
Ein Figurenfries von über einem Meter Länge kam in der vergangenen Woche auf Rolle 10 hinzu. Es wurde deutlich, wie sehr die Bühnenfiguren, die ich im Schauspiel erlebe, diese Formationen beeinflussen. Mit ihrem Innenleben weisen sie aber darüber hinaus. Indem die Verbindung zum Erleben der realen Alltäglichkeit, durch das Auffüllen ihrer Umrisse mit den vorausgegangenen Mustern von der stetig weiter gezeichneten Rolle hergestellt wird, werden sie zu den Trägern fortlaufender, vergangener und zukünftiger Zeugnisse des Geschehens um mich herum.