Die Kontinuität der Gleichförmigkeit, die das Neue nur langsam wachsen lässt, wurde gestern unterbrochen. Auf meinem alten Grafikschrank, der mein Gesellenstück aus den Achtzigerjahren ist, liegen die Transparentpapierbögen mit den Bleistiftumrissen der Buchmalereien übereinander. Aus diesen Schichten treten neue Formen hervor. Und ein paar Tuscheflecken auf Rolle 10, die ich mit Schellack auseinander fließen ließ und dann zusammenrollte, sind ein weiteres Ereignis, inmitten des disziplinierten Zeichnens, das eine neue Phase der Arbeit einläutet.
Das löst ein schwebendes Gefühl aus, als würde der feste Boden, auf dem ich in den letzten Monaten gestanden habe, weggezogen. Gleichzeitig verschwinden die Buchstaben der Stasitexte und werden unwichtiger. Auch die Themen um den Palast der Republik werden blasser. Dieser Moment fühlt sich wie eine Befreiung an.
Mein afghanischer Schüler Rateb arbeitet gerne etwas handfester. Mit Meißeln, Hohleisen und Stechbeiteln, die er mit Gummihammer, Fäustel oder Klüpfel in die verschiedenen Materialien treiben kann, kommt er seinem Bedürfnis körperlicher Ausarbeitung näher. Es gibt ja den Pappelstamm, der nun trocken ist. Er könnte mir helfen, ihn auszuhöhlen, um den Umhang einer Mantelmadonna zu formen.