Five Duets

Halbwegs mild fiel noch der erste Herbstregen in der vergangenen Nacht, die gleichlang war, wie der Tag. Und diesen hatte ich für meine Arbeit. Nach der Tagebuchaufholjagd, mit der ich aber noch nicht in der Gegenwart angekommen bin, nahm ich mir etwas Zeit für das Wässern meiner Pflanzen. Nachts kam noch mehr Feuchtigkeit hinzu, so dass ich für das kommende Wochenende davon entbunden bin.

Im Schaufenster zeichnete ich frierend zwei Stunden. Die kleinteilige Verdichtung gerinnt zunehmend kristallin. Die Zeichnungen der Straßenszenen erinnern mich an die, die ich vor zwanzig Jahren gemacht habe. Der unterschied besteht darin, dass ich jetzt mit nur einer Linie vorangehe, die dann im Zusammenrollen von hinten her wieder verschwindet, indem sie von den Tuschekristallen überrollt wird. In dieser weise könnte ich ein ganzes Jahr dort sitzen.

Die ersten zwei von fünf Duetten von Jonathan Burrows und Matteo Forgion sahen wir gestern im Zusammenhang von Motion Bank im Frankfurt Lab. Die Zwei Männer zeigten die ersten zwei Arbeiten an zwei Tischen sitzend. Der Gestus der Stücke ist zurückhaltend virtuos. Die Form bleibt aber immer eher Minimal, wie die Struktur der Musik von Steve Reich. Linien aus Texten, Bewegung, Zahlen und Musik werden überlagert und zu dramatischen Höhepunkten geführt. Der jahrzehntelangen Zusammenarbeit wohnt ein besonderes dramaturgisches Talent inne. Es gibt so etwas wie eine Sicherheit im Aufbau der Spannung. Am einfachsten und deutlichsten erscheint dies bei der Aneinanderreihung von Zahlenkolonnen.  Wichtig sind die Unterbrechungen, Pausen und Überlagerungen verschiedener Ordnungen. Der nächste Schritt der Arbeit innerhalb von Motion Bank wird eine mit Piecemaker aufgezeichnete Onlinepartitur sein. Dabei will man auf die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Kontrapunktes das Hauptaugenmerk legen. Die Arbeiten sind von einem Rhythmus durchzogen der das Publikum mitschwingen lässt. Vielleicht ist das eines der Geheimnisse der gegenseitigen Aufmerksamkeit von Bühne und Publikum.