Die rote Baseballmütze des Brötchenlieferanten, unter der langes krauses Haar hervorquillt, erinnert mich an meine Brasilienreisen, während derer ich vom Movimento Trabalhadore sen Terra eine ebenso rote Mütze geschenkt bekam mit dem Emblem ihrer Organisation. Mit einer Empfehlung von Roland Schaffner bin ich dann durch die illegalen Dörfer des MST gefahren, wurde als Sympathisant erkannt und zu Fahrdiensten eingesetzt. Die dicht vollgeschriebenen Blätter, die ich als Fax an Barbara schickte waren ein Lebenszeichen von mir, aber auch ein Ventil, so viele Erlebnisse loszuwerden. Ich sollte mal diese Tagebücher heraussuchen, die die Zeit der Trennung vom Theater einläuteten. Kürzlich sagte ich zu Barbara, dass ich in der Zeit, wenn ich nicht mehr Geld verdienen muss, wieder auf Reisen gehen will.
Gestern ist Joey auf ihre Weltreise gegangen. Sie will in Neuseeland und in Südostasien beginnen und richtet für all ihre Lieben und Bekannten einen Videoblog ein.
Kostas, der Pavillonpächter kauft einen großen Beutel voll Brötchen bei der Marktbäckerei. Kürzlich am Abend bei einem Wein, hörte ich seiner melancholischen Bouzouki zu. Manchmal gibt es solche kleinen Anläufe von mir, das Viertel neu zu entdecken. Auch die Beschäftigung mit den alten Güterbahnhofsgleisen trägt mit dazu bei.
Gestern schliff ich einen rostigen Brocken einer großen mit einem Schweißbrenner zerschnittenen Schraube etwas an. Ich war erstaunt, wie schnell sich glänzende Kämme über den dunklen schrundigen Schluchten bildeten. Im Workshop versuche ich Herangehensweisen an die Materialität dieser Fundstücke zu vermitteln. Ich versuche dabei nachvollziehbar auf meine Erfahrungen zurück zu greifen.