Vor mir auf dem Schreibtisch habe ich Tagebuchseiten aufgeschlagen, die ich genau vor einem Jahr geschrieben und gezeichnet habe. Damals saß ich noch im offenen Tor des Ateliers und schaute erwartungsvoll der Wintersonnenwende entgegen. Die Zeichnungen von damals haben schon viele klare Formen in sich, auch wenn sie nicht gegenständlich sind. Zu den jetzigen Zeichnungen hin, hat sich beim ersten Hinschauen nichts Augenfälliges verändert. Das Auftauchen konkreter Figürlichkeit beinhaltet auch noch keine grundsätzliche Änderung. Veränderung kann auch nur in weiterentwickeltem Sinn aus der wachsenden Erfahrung mit den zeichnerischen Mitteln erwachsen. Durch diesen Focus betrachtet unterscheiden sich die Zeichnungen doch.
Aus Anlass der Inszenierung von Faust I habe ich mir den Scorsese – Film „Shine a Light“ über ein Konzert der Rolling Stones in New York angesehen. Gleichzeitig merke ich, wie die Inszenierung von Faust II, trotz aller Qual während des Anschauens, noch mit mir spricht.
Und gerade noch rechtzeitig, wenn die Bilder noch gegenwärtig im Hirn sitzen. Sehen wir heute Abend in der Dekoration von Faust I Elfriede Jelineks Stück „Faustin and out“.
In der Nacht unterwegs, fahre ich des Öfteren an meinem großen, beleuchteten Ausstellungsfenster vorbei. In der nächsten Woche werde ich abbauen und dann auch die Schaufenstersequenz fertig gezeichnet haben.
Am Morgen dachte ich wieder über Pyramidenlösungen nach, mit denen ich das Frankfurter Kraftfeld umsetzen kann. Immer mehr denke ich an eine Struktur, die einfach und spontaner wachsen kann, aus Pyramiden besteht, aber selber keine Pyramide wird. Ein Gerüst, an dem man weiter schweißen kann, dass immer bereit ist, weitere Motive aufzunehmen.