Bilderprozession

Son Pont. Der Mond badete in milchigem Nebel und beleuchtete die Wolkenberge von oben. Die plastische Oberfläche lud zu Bilderspekulationen ein: Oskar Kokoschka auf dem Rücken liegend – Die Katze frisst die Maske auf – Liegender Buddha. Dazu natürlich eine Karawane, die der Prozession zur Arche Noah glich. Beim Wein aus einheimischer Produktion, direkt vom Nachbargut, der unsere Phantasie noch weiter anheizte, Verbrachten wir einen Langen Abend am weißen Metalltisch mit ornamental durchbrochener Tischplatte. Der erste Tag eines Urlaubs ist der verheißungsvollste. Deswegen ist er gut geeignet, ihn lange auszukosten, sich immer wieder zu ermuntern, die Müdigkeit abzuschütteln.

Die Wohnräume des Hofes sind schlossähnlich und ausgestattet wie ein Museum. Ein Spaziergang führte uns über die nördlichen Felder des Anwesens. Der alte argentinische Verwalter zeigte uns den alten Dreschplatz und berichtete von der Besiedlung des Ortes bereits durch die Römer und die Araber. Aus dieser Zeit stammt noch eine uralte Olivenpresse, um die herum dann erst die Gebäude gebaut worden sind. Wo damals. überall an den Hängen Felder von Landarbeitern gepflegt worden sind, stehen heute Pinienwälder, aus denen geheimnisvolle Stimmen zu hören sind, als unterhielten sich abertausende von Vögeln dort halblaut. Wispernde Verabredungen, die etwas Bedrohliches haben. Vielleicht sitzen sie morgen schon auf dem schmiedeeisernen Tor neben unseren Zimmern, auf der Brüstung der Terrasse und warten dort auf den Augenblick des Zeichens, in dem sie fremd schwärmend auffliegen und in Formationen angreifen. Ich will nachher noch einmal horchen, ob sie den Wald schon verlassen haben.