Son Pont. Wie besichtigten ein dreitausend Jahre alte Wohn- oder Kultstätte, gebaut aus großen hellen Steinen der Umgebung. Runde mehrstöckige Türme wurden aus tonnenschweren Blöcken übereinander geschichtet. Erklimmt man sie bis zu ihrer derzeitigen Höhe, so kann man das Meer sehen. In die andere Richtung geht der Blick weit über die Olivenebene bis hin zum Gebirge, an dessen Fuß wir wohnen. In einem der Türme befindet sich ein Spiralgang, der sich vom oberen Stockwerk in die Tiefe windet. Auf den oberen Plattformen sind Reste von Feuerbestattungen gefunden worden. Ich stelle mir die Rituale vor, die in den Gebäuden stattfanden, die unter unmenschlichen Anstrengungen errichtet worden sein müssen. Die Architektur bildet das Gerüst eines dramaturgischen Planes für sakrale Handlungen.
Auch wir werden auf dem Anwesen durch Architektur inszeniert. Es gibt da beispielsweise die große Freitreppe, die zur vergleichsweise kleinen Markise führt, in der wir wohnen. Dem großen Talkessel gegenüber erscheinen die Stufen nun allerdings wieder eher klein. Somit spielt sich das Empfinden beim Beschreiten zwischen Erhebung und Unterordnung ab. Der erhabene Anblick der Feldwände und das mühsame Tun des Gärtners weist uns unseren Platz zu.
Es wird einen sonnigen Morgen geben, an dem ich die nächsten Zeilen draußen schreiben kann. Es sind zwei Zeichnungen entstanden, bei denen ich die Landschaft vor der Terrasse verwendet und sie dann verwischt habe. Ich genieße das Verwischen der gegenständlichen Anklänge, sie vergehen zu lassen und so der Zeit vorauszueilen, indem ich die Zerstörung nicht als destruktives Werk erleben, sondern als Erschaffung einer neuen Plattform auf der neu und konkret konstruiert werden könnte. Erinnerungen an Buschwerk, wie ich es in den Siebziger- und Achtzigerjahren zeichnete. Ab und zu muss das, was sich in meinem Speicher befindet wieder aufgerufen und neu verknüpft werden.