Den vollständigen Tag war ich damit beschäftigt, die Datei des Arbeitstagebuches auf ihren Stand zu bringen. Man könnte einwenden, dass das Tagebuch einer Urlaubsreise nicht zu dieser Kategorie gehört. Beim näheren Hinsehen allerdings, erweisen sich die Beobachtungen sehr wohl als arbeitsrelevant, und völlig unnötig wäre eine Unterbrechung des Rituals, eher schädlich, wie Sand im Getriebe. Allerdings forderte es von mir eine gewisse Überwindung von morgens vor Acht bis abends vor Acht am Schreibtisch zu sitzen, die Texte zu verändern und Bilder zusammenzustellen, zu erfinden und zu bearbeiten.
Was mich immer wieder überrascht, sind gefundene Beschreibungen alltäglicher Vorgänge, die während der genauen Beobachtung in einzelne Szenen zerlegt werden, die immer Raum für Vergleiche und Einzelinterpretationen bieten. Und es entstehen dabei auch die Fragen nach der Bedeutung eines bestimmten Lichtes für mich, wie jetzt Gelb leuchtendes, von der Frühsonne angestrahltes Restlaub vor den dunklen Wolkenschatten oder Himmelsräumen. Was bedeutet der Lichtwechsel zu einem Braungrau vor lichtem Blau – Fragen von Perspektiven, Schattenwürfen, von Wellen und ihren Interferenzen. Stimmen die Schwingungen des Lichtes mit denen der Stimmungen überein, verstärken sich also, oder nivellieren sie sich bei hundertprozentiger Verschiebung gegeneinander. Dieser rationale Ansatz lässt natürlich die vielen anderen kleinen Beeinflussungen außer Acht. Was ist schon die Kategorie Stimmung und deren Bezeichnung wert. Das gilt auch für ein Bild. Es entzieht sich einer klaren Bewertung.
Mit der Zeichnung ist es da schon etwas einfacher. Jedenfalls mit der von Tusche und Bleistift. Auch in den Raum gezeichnete Linien haben ihre Klarheit. Mit meinen Tagebuchzeichnungen ist es nicht so. Sie wollen mehr und verwandeln sich in gemalte Miniaturen. Wenn sie schon in ihrer täglichen Regelmäßigkeit auftreten, soll es ihnen auch zugestanden sein.
Am Abend nahm ich die gestimmte Gitarre und probierte ein paar alte Griffe. Eine nicht unwesentliche Rolle dabei spielen die Erinnerungen an Orte die mit ihren Verbindungswegen wieder im Kopf entstehen. Die Wege in die Schule, in den Wald, am die Quellen und Teiche, zwischen die Buchen und auf die Wiesen. Das alles bekommt seinen Klang. In dem Mangel an Präzision dieser Bezeichnung liegt der kreative Raum – die Chance