Vorspiel auf der Vorderbühne

In der Regie von Philipp Preuss sahen wir gestern Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“ im Schauspiel Frankfurt. Der Abend begann mit einem realen Irrtum der Platzanweiser. Die erste Reihe war von einem Chor besetzt, der in die Inszenierung eingebunden war. Das hatte zur Folge, dass die zweite Reihe nun für diejenigen vorbehalten war, die Karten für die erste Reihe hatten. In dieser Weise setzte sich die Verschiebung über alle Reihen hinweg bis in die letzte, die demnach nicht verkauft wurde. Das alles wäre kein Drama, wenn nicht der Umstand eingetreten wäre, dass die Platzanweiser diese geplante Verschiebung erst mitbekamen, als die gute Hälfte des Publikums schon saß. Auf der Vorbühne fand ein Vorspiel in Form des Songs „Dream a Little Dream of Me“ statt und in einer der Großen Zugangsflügeltüren erschien der aufgeschreckte Intendant und wies den Schauspieler auf der Bühne an, doch mit dem Song noch einmal anzufangen, was er auch tat, nur eine Oktave zu tief. Seiner Partnerin Vera Tscheplanova, dem Käthchen des Abends, mit dem er im Duett sang, war immer noch keine Nervosität anzumerken, während genau hinter uns eine Dozentin der Hochschule für Darstellende Künste begann, lautstark auf ihrem Platz zu beharren, der von einem Teil eines schwulen Pärchens besetzt war, das sich weigerte, sich getrennt voneinander zu platzieren. Mittlerweile hatte der Schauspieler auf der Vorbühne seinen Irrtum erkannt und das Licht ging langsam aus. Wenn ein Theaterabend so beginnt, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.

Dieser war eingebettet in eine musikalische Struktur, die von einem Bühnenmusiker in der Rolle eines omnipräsenten Dirigenten erfunden und durch das Stück hindurch geleitet worden ist. Es handelte sich geradezu um das Musical „Das Käthchen von Heilbronn“. Somit blieb aber leider der schöne Text etwas auf der Strecke. Das war aber sicher die Entscheidung für diesen Abend.

Im Anblick der sich verdichtenden Bürotürme sprachen wir bei einem Wein noch etwas in der Panoramabar und gingen dann weiter ins „Urban Kitchen“, wo wir den Abend beschlossen.