Raum im Raum

Einen Moment lang nahm ich in der Küche  eine andere Perspektive ein, wie aus meiner Kindergröße im Alter von etwa vier Jahren. Für Sekunden wandelte sich auch mein Selbstverständnis. Mein Wille schien untergeordnet, war weniger wichtig. Gleichzeitig befand ich mich im Gehäuse eigener Vorstellungen, in das niemand eindringen konnte, was gleichzeitig eine gewisse Einsamkeit auslöste. Küche – Ort des Geschirrs, das ich seit sechsundfünfzig Jahren abwasche. Ich tue das immer noch gern. Es gab Spülschüsseln, die in einem Gestell saßen, das aus dem Spültisch gezogen werden konnte. Am unteren Ende der Füße, in Schlitze eingelassen, befanden sich kleine Räder, die das Herausziehen erleichterten. Später gab es zweiteilige Spülbecken aus Porzellan oder emailliertem Blech an den Wänden. Das einzige Spülmittel, das es gab, hieß „Fit“.

Erst jetzt, da die Bäume die Blätter ganz austreiben, die gelbgrünen Blüten schon wie ein Teppich am Boden lagen, fällt mir ein Raum auf, der neu durch die Beschneidung des Baumes vor meinem Fenster  entstanden ist. Das wäre ein guter Platz für ein Dreiecksgitterobjekt mit eingelassenen Glasfiberreliefs. Ein Raum im Raum – einfach zu bewerkstelligendes schönes Element für die Allee.

Im Atelier formte ich gestern fleißig Reliefs aus. Ich arbeite drauflos und zähle nicht mehr. Irgendwann nehme ich das ganze Material und probiere im „Balken“ die Konstellationen aus.

Carola Schlüter hat zu einem Gesangsabend heute in Offenbach eingeladen. Es geht um Schönberg, Britten und Messiaen. Mich interessiert besonders der Messiaen, sein Impressionismus.