Lichtbalance

Als ich begann, in dieses Buch zu schreiben, auf dessen vorletzter Seite ich nun angekommen bin, war alles voller Schneetreiben und stetigem Ostwind, der den Winter so weit verlängerte. Auch dieser Morgen ist kühl, aber um die zehn Grad mit einem stetigen Regen.

In der vergangenen Nacht schaute ich in den Sternenhimmel über klarer Luft und sah dabei einen Vogelschwarm in lockerer Formation nach Südosten ziehen. Die hellen Unterseiten der Flügel reflektierten das Stadtlicht. Dieser nächtliche Zug unter einem strahlenden Sternenhimmel erzeugte eine eigenartige Lichtbalance.

Im Städelmuseum konnte ich zwei Stunden mit klassizistischen Kunstwerken verbringen, die in eine eigenartig heroische Romantik mündeten, die für mich etwas Abstoßendes hatte. So konzentrierte ich mein Augenmerk auf Abgusstechniken, auf die Nähte der Formenteile und ihre ästhetische Bedeutung für mich. Das geht einher mit der Beschäftigung mit Skulptur im Atelier, vielleicht kommen wir in der nächsten Zeit zu größeren Vollplastiken, die wir abformen werden.

Ein Tag ohne Atelierarbeit gestern. Ich sah nur nach meinem Reliefabdruck. Der aber noch nicht trocken war.

Am Abend sah ich einen Film über Unterwasserarchäologie im verdreckten Nildelta. Dort ist eine versunkene Hafenstadt mit Schiffen Mauern; Skulpturen, Inschriftenmonolithen, Keramik und Schmuck entdeckt worden.