Tischlern

Langsam werden die Fingerkuppen meiner rechten Hand härter. Vom Gitarrespielen wächst mir eine Hornhautschicht.

Draußen in der Kälte singen Tauben einen monotonen Song, wie einen immerwährenden Blues. Meine Halswirbel knacken dazu im Takt.

Die fertigen, gerahmten Dreiecke trug ich gestern in den großen Balkenraum unterm Dach. Ich habe die Rahmen nicht gezählt, es sind aber noch viel zu wenige. Drei habe ich am Nachmittag noch gebaut, Verplattungen im Winkel von einhundertzwanzig Grad mit der Hand gesägt, dann verleimt und mit Nägeln fixiert. – Erinnerungen an die Tischlerwerkstatt, in der ich in die Lehre ging. Ich genieße diese Arbeit, das Anreißen und Einspannen des Holzes, den leichten, gleichmäßigen Gang der alten Tischlersäge, spüre aber gleichzeitig den Anachronismus. Ich weigere mich, schneller zu arbeiten, mir den Lärm einer Kreissäge anzutun, genieße eher die Langsamkeit. Es kann dauern…

Die drei Reliefs, die ich Donnerstag und Freitag ausgeformt habe, müssten morgen trocken und hart sein. Dann geht es weiter.

Keine Menschen auf der Strasse, nur manchmal rauscht unter meinem Fenster ein Auto vorbei.

Demonstrationen in der Stadt. Kommunistische Gruppen demonstrieren gegen den Kapitalismus. Das ist nichts Neues. Hubschrauber knatterten den ganzen Tag über der Innenstadt und Polizei hielt die wichtigen Verkehrsknotenpunkte besetzt.