Gehirnwäsche

Gehirnwäsche – zum wiederholten Mal, ohne großen Variantenreichtum, wurden wir von der unglücklichen Geschichte einer Ehe überschüttet. Ich komme mir abgefüllt vor. Besuch – höflich harrt man aus, versucht Einwürfe, versucht den Sonntagnachmittag zu retten, sich etwas zu erholen – vergebens.

Es ist fast unmöglich nach einem solchen Redeschwall zur Normalität zurückzukehren. Ich versuche das in der Kühle des Morgens auf dem Balkon, wo immerhin meine gefädelten Ketten aus Fuerteventura hängen. In der gestrigen brutalen Hitze stiefelten wir durch den Sonnenschein am Mainufer. Unter dem Schattenschirm der Platanen bewegten sich kleine Sonnenspots auf den Gehwegen. Sie werden erst sichtbar, wenn man selber stehen bleibt.

Über den Dächern ging ein Vollmond auf, groß, klar und schnell wandernd. Für heute ist noch größere Hitze angesagt. Für Gewitter fehlt es noch an Luftfeuchtigkeit.

Am Wochenende von fettwänstigen Familien vermüllt, die ihren Reichtum damit ausdrücken, liegt die Allee da. Bauerbeiter aus Südosteuropa betrinken sich schon am Vormittag, was den Effekt hat, dass sie in der Nacht nicht mehr lärmen.

Schon die Spiegelbilder in den Scheiben des Cafes signalisieren mir, dass ich hier raus muss. Es ist genug jetzt.