Meinen Sonntagsspaziergang machte ich gestern alleine drüben im Europaviertel. Dort traf ich meine Freundin Mathilda mit ihrer Mutter und ihrer Tante. Zu viert umrundeten wir die monumentalen Blöcke des neuen Stadtteils und schleppten abwechselnd das fast zwölf Kilo schwere Kind, das etwas zu wenig geschlafen hatte. Eine Puppe, die sowohl fröhlich als auch traurig schauen konnte spielte mit uns Fußball auf der großen Wiese. Von so viel Sportlichkeit waren die Krähen vertrieben und behielten Abstand. Vielleicht verlockte sie die ungewöhnliche Wärme auch zu irgendwelchen Reisen an Wasserläufen oder anderen Wegzeichen entlang.
In der Zeitung steht, dass Dimiter Gotscheff gestorben ist. Mit ihm ist ein Stück Theatergeschichte gegangen, dass immer mit Heiner Müller verbunden war. Eigenartig konserviert erschienen die Bühnenereignisse mit ihm und von ihm schon seit Jahrzehnten. Man muss sich von Müller befreien können, um in der Zeit zu bleiben.
Darüber auf der selben Seite des Feuilletons stand eine Kritik zum Auftakt der Dylantournee in Deutschland. Ein liebevoller Text über einen altmodischen Abend mit einer Tanzkapelle. Ganz so leicht daher kommen die Livemitschnitte der skandinavischen Konzerte nicht. Manchmal steht der Meister hinter seinem Keyboard wie der Steuermann auf einer Odyssee, der Geschichten einer langen Reise erzählt. Er spricht dann mehr als er singt, verändert das Material mit dem Tonfall, und „Blowing In The Wind“ kommt mir vor wie eine zerklüftete Jazznummer, die nur noch über den Text zu identifizieren ist. – Morgen…