In manchen Fällen, wenn ich Tusche mehrschichtig auf Transparentpapier auftrage, trocknet sie sehr langsam. Deswegen blieb übernacht auf der Glasscheibe des Scanners etwas Tusche von Rolle 6 kleben.
Gestern zeichnete ich fast den ganzen Tag an der Apsarasequenz. Die ganze Zeit schon bearbeite ich eigentlich mehr die Hinterseite der Rolle. Wenn ich sie nach vorne kehre, dann dreht sich der Ablauf gegen die Schreibrichtung. Oft zeichne ich auch in diese Richtung wie bei einer Koranübung. Am Morgen dachte ich darüber nach, wie ich das korrigieren könnte, um die Zeitkontinuität wieder herzustellen.
Ein dickes, reich bebildertes Buch über Islamische Kunst und Architektur habe ich gestern Abdul und Sali mitgebracht. Wir sprachen über den Zusammenhang von Mathematik, Ornament und Meditation.
An der Stelle, wo erstmalig die Blutkreislauffigur auf Rolle 3 auftritt, habe ich ein winziges Textzitat von Jan Assmann gefunden, in dem es etwa heißt, dass die regelmäßige Wiederkehr des Mythischen die Zeit ornamentiert. Dieser Satz taucht noch bevor ich mit den strengen Wiederholungssequenzen begonnen hatte auf.
Die Möglichkeiten, die „Koranübung“ wieder in die zeitliche Kontinuität einzufügen, sind verschieden. Einerseits kann ich die matte Rückseite der Rolle zur Vorderseite erklären. Das hätte den Nachteil, dass die brillant und hoch auftrocknenden Tusche auf der Rückseite wäre. Die andere Möglichkeit ist radikaler und zielt auf einen Schnitt, der das derzeitige Ende der Apsarasequenz an den Anfang setzen würde. Der Beginn der Brandungssequenz stünde dann an der Klebestelle in der Kontinuität des weiteren Verlaufs. Andererseits könnte ich auch die Frage des Zeitkontinuums aufheben, somit Rück- und Vorderseite gleichzeitig bearbeiten und so beide als Schauseiten behandeln.