Durch eine falsche Tastatureingabe habe ich gestern einen Tagestext gelöscht. Er war nicht zwischengespeichert und nirgends mehr auffindbar. Spielerisch habe ich ihn dann aus dem Kopf wieder hergestellt, aber die Geduld, ihn abzurunden fehlte mir dann. Das kann mit den handschriftlichen Aufzeichnungen nicht so schnell passieren.
Ein sonntäglicher Lichtblick war, dass am Abend im „Lab“ das Tanzstück „Angoloscuro“ stattfand. Ich sah es mindestens schon zweimal. Aber was heißt das schon bei den Stücken der Forsythecompany, die sich ja während der Wiederaufnahmen immer erneuern, in einem Prozess weiterentwickelt werden, der für immer andere Erlebnisse sorgt. Auch die Tänzerpersönlichkeiten entwickeln sich weiter, werden in ihren Bewegungen vielleicht manchmal sparsamer, aber auch konzentrierter. So geht das beispielsweise im Zusammenspiel von Jone San Martin und Amancio Gonzalez. Sie entwickeln während ihrer nonverbalen, in einer Phantasiesprache abgehaltenen Dialoge sehr viel Humor, der sich ganz natürlich zwischen ihnen zu entwickeln scheint. Dieser würde auch nicht so gut funktionieren wenn er nicht einer sehr bedrohlichen Welt gegenüberstehen würde, die in der schwarzen Ecke des Bühnenraumes entwickelt wird. Dort, wo die dunklen Wände zusammentreffen, endet die diagonale Sichtlinie aus den ebenfalls im rechten Winkel aufgestellten Zuschauertribünen. In diesem quadratischen Grundriss treffen finstere Kleinkindträume mit Barockgestalten auf in schwarze Ganzkörpertrikots gekleidete Figuren, die grummelnde, pfeifende oder schreiende Geräusche von sich geben. Auch ihre Gesichter sind mit Trikotmasken vermummt. Die Brisanz entsteht auch durch die großartige Körperbeherrschung und Kontrolle extremer Gesten und Gesichtsausdrücke des ganzen Ensembles, das noch so groteske Situationen nicht ins Lächerliche abgleiten lässt.