Von der Peripherie aus

Auf Rolle 6 geht es nun innerhalb der Sequenz, die sich mit der Fragmentierung der Architektur an der Ackermannwiese durch alliierte Bombardements in den Jahren 1943 und 1944 beschäftigt, drunter und drüber. Das Chaos der Trümmerdiagonalen zwischen den noch aufrecht stehenden Mauerresten hat mich beim Zeichnen erfasst. Auch wenn ich die streng geordnete Musik von Steve Reich meiner streng geordneten Art auf den Rollen zu zeichnen zugeselle, kommt es zu chaotischen Situationen. Schon, dass ich begann das Motiv kopfstehend zu zeichnen rückt mich näher an die Geschehnisse heran. Ich gehe von der Peripherie aus und nähere mich nur langsam dem Kern, von dem ich nicht genau weiß, wo er sich befindet. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten, die Ruinen zu einem intensiven Geflecht zu verdichten. In den nächsten Tagen möchte ich dabei Steve Reichs „Different Trains“ hören. Reichsbahn, Menschentransporte, Schienenschläge, Sirenen und Stimmen.

Der Hinweis auf Luftbilder des Kampfmittelräumdienstes hat zu einem entscheidenden Fortschritt geführt. Helga hat recherchiert und herausgefunden, dass auf unserem Gelände 1944 tatsächlich Baracken gestanden haben. 1945 waren sie offensichtlich durch die Sprengbomben, die in unmittelbarer Nähe gefallen sind, nahezu verschwunden. Dieser Zeitkorridor von 1943 bis 1944 beherbergt den Gegenstand unserer Forschung. Das ist schon wie ein Beweis, dass das Lager existiert hat, ein wichtiger Schritt dahin zumindest.

Im Focus befindet sich nun Regalbau und Umordnung der Objekte, Zeichnungen, Bilder und des Arbeitsmaterials im Atelier. Maj hat angeboten, mir zu helfen und forciert das Ganze auch etwas – sehr freundlich…