Im Karmeliterkloster ist das analoge und digitale Gedächtnis der Stadt untergebracht. In diesem Stadtarchiv forschten Helga und ich wieder in Sachen Zwangsarbeiter auf der Ackermannwiese unter der Naziherrschaft. Zunächst trafen wir uns mit einer Archivarin, die uns Suchmasken einer internen Archivstruktur zeigte. Es wurde mir schnell klar, dass in den Zwangsarbeiterakten ein großes Potential steckt, das man auch künstlerisch nutzen kann. Neben den Namen sind Geburts- und Aufenthaltsorte, Berufe und weitere Angaben erfasst. Einblick in diese Datei bekommt man aber nur, wenn man ein berechtigtes Interesse nachweisen kann. Das gilt beispielsweise für wissenschaftliches Arbeiten. Als nächstes sichteten wir Pläne für den Bau von Zwangsarbeiterlagern im Gebiet auf der Ackermannwiese und ihrer westlichen Nachbarschaft. Diese Grundrisse und Ablaufzeichnungen von Wach-, Schlaf-, Küchen- und Entlausungsbaracken erscheinen im Duktus des akkuraten und attraktiven zeichnerischen Handwerks. Mit schönen Jugendstilversalien wurden hier Überschriften wie „Arbeitslager Gallus“ gestaltet. Alles in allen macht das „Russenlager“ den Eindruck eines Konzentrationslagers. Meine Erwartung, einen haptischen Eindruck zu bekommen, ist ganz und gar erfüllt worden. Wir sichteten noch Fotos und am Nachmittag erfuhr ich von Helga, dass wir auf die fünfhundert Einträge, die Zwangsarbeit auf Teves betreffen, zugreifen dürfen. Ein großer Erfolg und viel Material, mit dem wir beispielsweise Migrationsgeografie künstlerisch gestalten können. Dadurch erhält das künstlerische Koordinatensystem neues Material.
Mit den Hindemithkindern am Hang: Sammlungen und Gestaltungen, Paolo hat ein Filmchen gedreht, das ich gerne hätte. Die Gruppe ist sehr stabil und kreativ.