Tony Rizzi ist ein langjähriger Tänzer und Assistent von Bill Forsythe. In der Company tanzte er sehr besonders und sichtbar. Von ihm sahen wir gestern eine eigene Arbeit mit noch acht anderen Tänzern. Das Stück heißt „Wisdom of No Escape (keine Angst, es gibt Untertitel)“. Der erste Teil von etwa einer halben Stunde war in einer Stummfilmästhetik choreographiert, wobei die Figuren sehr schwarz-weiß geschminkt und kostümiert waren. Sie bewegten sich wie in einem alten wackeligen Film, der keine flüssigen Bewegungen zeigt. Weil die tänzerische Herausforderung für eine solche Szenerie ziemlich groß ist, hätte es größerer technischer Brillanz bedurft. In dieser Weise aber nutzte sich das Mittel schnell ab. So saßen wir in der Pause bei einem Wein und beschlossen, trotzdem noch den zweiten Teil zu sehen. Das war auch gut so, denn es wurde besser. Nun fand das Spiel hinter dem Bühnenabschluss in einem anderen Raum statt, in dem lauter Kartons als Sitzgelegenheiten standen, die man sich nehmen und platzieren konnte. Dadurch fand das Spiel um uns herum statt. Solche Zuschauerbedingungen gefallen mir meistens ziemlich gut, weil ich dadurch selbst aktiv werden, die Perspektiven wechseln und mich im Raum bewegen kann. Am liebsten verziehe ich mich dann in einen Winkel, in dem ich es mir gemütlich mache und von wo aus ich die ganze Szenerie im Auge habe. Dann aber begebe ich mich auch mitten ins Geschehen, werde von den Akteuren angefasst und im Zweifel auch woanders hingeschickt. Die ganze Arbeit von Rizzi benötigt mehr Dramaturgie, damit eine Spannungskurve erzeugt wird, die etwas gefehlt hat.
Vorher gingen wir mit vielen anderen Frankfurtern am Main spazieren, genossen die Sonne und die Frühlingstemperaturen. Etwas pflastermüde fuhren wir noch ein paar Stationen zur Vorstellung in Mousonturm.