Ein Traumspiel

Fast wünsch ich mir einen stillen Montag mit der Rückkehr in die Gleichmäßigkeit eines Arbeitsalltages.

Im Schauspiel sahen wir gestern Strindbergs „Ein Traumspiel“ in der Regie von Philipp Preuss. Sein beherzter Zugriff auf den Text kommt aus einer radikalen Freiheit. Mit ihr erweitert er den experimentellen Ansatz des Autors, indem er die unausweichliche Mechanik der Wiederholungen menschlichen Leids in einen zeitgenössischen Loop überführt. In einem reizvollen Spiel tauchen Textpassagen umgeben von verschiedenen szenischen Umsetzungen immer wieder auf. Man hat den Eindruck, dass es sich bei der Inszenierung um einen Zustand des „work in progress“ handelt, der mit der Premiere eingefroren wurde. Und so ist es natürlich, dass der Text zerstückelt und wieder neu zusammengesetzt ist. Das geschieht aber durch einen konzentriert künstlerischen Prozess. Begleitet wird der Abend von einer kleinen Klaviermelodie in wenigen Takten, die fast durchgehend auf verschiedenen Tasteninstrumenten gespielt wird. Quälend trägt auch das zur Konzentration bei.

Vor dem Schauspielbesuch spazierten wir am Main. Im „botanischen Nizza“ griffen wir uns bereitstehende Liegestühle und genossen die Blüten und ihren Duft, die gut gelaunten Menschen, die mit uns diesen warmen Frühling genossen.

Am Abend sah ich mir im Netz noch eine Arte – Dokumentation zur Ausstellung „Evidence“ von Ai Weiwei im Martin-Gropius-Bau an. Ich erinnerte mich währenddessen an mein künstlerisches Leben in Ostdeutschland, an den permanenten Druck, dem ich dort ausgesetzt war, und wie mit dem Überschreiten der Grenze nach Westen eine große Last von mir genommen wurde.