Dramaturgie

Mein Krishnababy zeigt mit seiner bronzenen Patschhand auf das mit Tusche geschriebene Wort „TAPETENSCHICHTEN“. Es ist nach dem zweiten Drittel gefaltet und läuft von dort aus in entgegengesetzte Richtung, auf der Rückseite des gefalteten Transparentpapierbogens mit „HICHTEN“ spiegelschriftlich zurück. Diesen Schriftverlauf, der sich in seiner Transparenz mit „TAPETENS“ überlagert, kann man noch mal deutlich nachziehen, denn er verweist auf den auf dem Zeitstrahl rückwärts wandernden Blick.

Einige der vorgestern entstandenen Formate, liegen nun auf dem Schreibtisch. Aber erst im Gegenlicht der Lampe geben sie einen Teil ihrer Geheimnisse preis. Die eingeschlossenen Fundstücke bilden Archipele, kartiert inmitten des erstarrten Stromes aus Spiritus, Ruß, Tusche und Schelllack im Maßstab von eins zu einer Million. Die Tabakblätter zerflusen in hunderte von Inseln, die von hellen Atollen aus Luftblasen umgeben sind.

Ein Argument gegen die Verdeutlichung der Schrift, ist der Vorgang des Verwischens vieler Geschichten, die das Haus umwehen und nur fragmentarisch zutage treten.

Die Arbeit an den kleinen Formaten im Atelier ist deswegen anstrengend, weil die Schichten der verschiedenen Schattierungen, Formen und Durchlässigkeiten eine konzentrierte Arbeitsweise fordern. Sie soll der Dichte und Qualität all der innewohnenden Bedeutungen gerecht werden. Die Reduktion der Mittel wäre ein weiterer Schritt auf Klarheit und zugleich auf Spannung hin. Ihr minimalistischer Gestus hebt sich sowohl von der Umgebung, als auch von den reich verdichtet gestalteten vorausgegangenen Arbeiten ab. Im schwingenden Hin und Her zwischen diesen Polen, besteht die Dramaturgie der Ausstellung.