Ein erneuter Anlauf mit den „Adlerartefakten“, Transparentpapier, Graphit und Schelllack. Es sind einige Blätter mit dem Kreuz, Faser- und Netzstrukturen hinzugekommen. Am Abend begann ich noch mal mit der Rolltechnik der „Synaptischen Kartierungen“ etwas andere Blätter anzufertigen. Damit werde ich nun auch noch weiterarbeiten.
Was derzeit entsteht, kommt mir sehr musikalisch vor, rhythmisch die entstehenden Strukturen. Das wäre eine Partitur für eine weitere Schicht oder eine räumliche Ausweitung, die mit Gitarrentönen gefüllt werden könnte. Eine Rotunde von sieben Stücken für E-Gitarre und Effektgerät.
Am Abend sahen wir im Mousonturm „tauberbach“ ein Stück von Alain Platel, gespielt von „les ballets C de la B“. Die tänzerischen Szenen wurden von einer Schauspielerin gerahmt, die im Dialog mit einem Regisseur im Off steht. Sie ist, wie auch die vier Tänzer auf der Suche nach ihrer Rolle auf dem Berg Klamotten, die die Bühne ausmachen. Taubenflattern, Bachkompositionen und das Summen einer Fliege sind die akustischen Hintergründe vor denen das hoch engagierte Spiel auf der Müllhalde stattfindet. Die außergewöhnlichste und emotionalste Tonkonserve bilden die Gesänge von Gehörlosen, die singen, wie sie sich Bach vorstellen. Später zum Ende der Vorstellung hin, versuchen das auch die Darsteller, bleiben von der existenziellen Intensität der vorausgegangenen Aufnahmen entfernt.
So ähnlich wie die Gesänge der Gehörlosen, stelle ich mir die Übersetzung meiner kleinen „Adlerblätter“ mit Gitarrenmusik vor. Schwebende zurückhaltende Klänge in einem weit hallenden Raum wechseln mit kurzem, trocken gedämpften und leisem Krachen, das das brüllende Universum, wie durch einen Riss eindringen lässt.