Verdichtung kippt in die Dunkelheit

Rolle 6 steht rechts neben mir auf dem Atelierschreibtisch, den Rolltorfenstern zugewandt. Leicht entrollt wird die hervorschauende Sonnenfigurensequenz von hinten durchleuchtet. An ihr arbeitete ich gestern mit wachsender Begeisterung bis in den späteren Abend. Langsam nehmen die transparenten, hellen Zwischenräume ab und die dunklen, verdichteten Überlagerungen beginnen die Oberhand zu gewinnen. Dieses annähernde Gleichgewicht beherbergt einen magischen Moment, an dem die Verdichtung in die Dunkelheit kippt.

In der Frankenallee stand die Rolle mit der aktuellen Sequenz meistens vor dem Fenster auf dem Schreibtisch und wurde von Norden her durchleuchtet. Ich sah das sehr gerne, die Szenen dahinter mit den immer gleichen Figuren.

Gleich gehe ich von hier aus dem Atelier einkaufen und trage die Dinge dann auch zunächst hierher zurück. Das Leben auf dem Gelände fühlt sich langsam normaler an.

Kleine Dinge, die ich im Raum verändere, verändern meinen Blick. Ich teste so die Malereien unserer Kooperationen auf Beständigkeit und stelle sie dafür in meine Sichtachsen.

An den Tagen, an denen ich lange und allein hier im Atelier bin, erinnere ich mich manchmal an meine Dachkammer, die der erste Raum war, den ich mir einrichten konnte. Das war ein glückliches Gefühl.