Rasterportraits | Kalschnikow

Gestern zeichnete ich das zweite Rasterportrait fertig auf Rolle 6. Es wurde weniger spielerisch. Ob seine Strenge besser passt, wird man sehen. Immerhin benötigte ich zwei halbe Tage dafür. Als nächstes Möchte ich mich mit meinem Gesicht als Sechsjähriger beschäftigen.

Während der Arbeit hörte ich die Aktualisierungen der Nachrichten zu den Anschlägen in Paris, erinnerte mich an meine Grenzausbildung – Kalaschnikow auseinanderbauen und zusammenbauen auf Zeit, Schießausbildung und an den Bau des Signalzauns an der Grenze. Ich habe mich vom Schießen auf Flüchtige ferngehalten, wurde zum Bau nach Berlin abkommandiert, hatte überhaupt eine Abneigung gegen Waffen. Die Ideologie, die zur Durchsetzung ihrer Ziele tendenziell alle Mittel zur Anwendung brachte, war mit fremd. Das entsprang einer Flower-Power-Tendenz und einer latenten pazifistischen Religiosität.

Ich versuche mir den Attentäter, der in Paris die zwanzigjährige Polizeipraktikantin in den Rücken geschossen und umgebracht hat, als liebenden Familienvater vorzustellen. Mit der Macht seiner Waffe fühlte er sich im Recht.

Im grafischen Kabinett des Städelmuseums sahen wir gestern die Zeichnungen von Raffael und einem Kreis um ihn. Manche der Werke, in denen es eigentlich nur um die Suche nach Lösungen geht, haben eine sehr moderne Ausstrahlung. Mit kreisenden Bewegungen der Feder, gelingen wilde Kompositionen mit schnell hingeworfenen Figuren.